Xenotransplantation
Erster Patient mit Schweineniere in den USA gestorben
Knapp zwei Monate blieb der erste Mensch mit einer transplantierten Schweineniere am Leben, nun ist er gestorben. Die Ursache des Todes ist noch unbekannt.
Veröffentlicht:
Melissa Mattola-Kiatos nimmt im März dieses Jahres vor der Transplantation einer Schweineniere im Massachusetts General Hospital die Niere aus einer Transport- und Kühlbox. Nun ist der weltweit erste Patient mit einer transplantierten Schweineniere knapp zwei Monate nach der Operation gestorben. (Archivbild)
© Michelle Rose / Massachusetts General Hospital / dpa
Boston/Washington. Der weltweit erste Patient mit einer transplantierten Schweineniere ist knapp zwei Monate nach der Operation gestorben.
„Unsere Familie ist zutiefst betrübt über den plötzlichen Tod unseres geliebten Rick, aber wir finden Trost in dem Wissen, dass er so viele inspiriert hat“, teilte die Familie am Wochenende mit.
Die behandelnde Klinik in Boston erklärte, sie habe keine Hinweise darauf, dass Patient Rick Slayman an den Folgen seiner jüngsten Transplantation gestorben sei. Er werde „für unzählige Transplantationspatienten auf der ganzen Welt als ein Leuchtfeuer der Hoffnung gelten“, so das Massachusetts General Hospital weiter.
Keine Dialyse mehr erforderlich
Der an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit leidende Mann hatte das genetisch veränderte Organ laut dem Krankenhaus am 16. März im Alter von 62 Jahren eingepflanzt bekommen. Anfang April verließ er die Klinik. „Diesen Moment, das Krankenhaus mit einem der besten Gesundheitszeugnisse verlassen zu können, das ich seit langer Zeit hatte, habe ich seit vielen Jahren herbeigesehnt“, sagte er damals nach Angaben der Ärzte. Nach der Transplantation hatte der Patient nach Medienberichten nicht mehr zur Dialyse gehen müssen, da das Organ offenbar gut arbeitete, berichten US-Medien.
Die Xenotransplantation wird schon seit den 1980er-Jahren erforscht. Schweine gelten dabei als besonders geeignet als Spender, weil ihr Stoffwechsel dem von Menschen ähnelt. Für den Einsatz solcher Organe muss unter anderem das Erbgut der Spendertiere verändert werden. Sonst käme es bei der Übertragung auf den Menschen zu einer sofortigen Abstoßungsreaktion.
Auch der 62-Jährige habe – am achten Tag nach der Operation – Anzeichen einer Abstoßung gezeigt, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf einen der Ärzte. Mit Medikamenten sei die Immunreaktion eingedämmt worden.
Erste Erfahrungen mit Schweineherzen
„Für uns war Rick ein gutherziger Mann mit einem schlagfertigen Sinn für Humor, der sich für seine Familie, seine Freunde und seine Kollegen stark engagierte“, erklärte nun die Familie nach dem Tod des Mannes. Der Einsatz der Ärztinnen und Ärzte bei der Xenotransplantation habe der Familie sieben weitere Wochen mit Rick beschert. „Die Erinnerungen an diese Zeit werden in unseren Köpfen und Herzen bleiben.“
Zuletzt waren in den vergangenen Jahren an der Universitätsklinik in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland zwei schwer kranken Patienten Schweineherzen als Ersatzorgane eingepflanzt worden. Beide starben Wochen nach der Operation. Zudem war einem hirntoten Mann an der University of Alabama at Birmingham (UAB) eine Schweineniere transplantiert worden, um das Verfahren grundsätzlich zu erproben. (dpa)