Europäische Studie
Feinstaub strapaziert Schnupfennasen
Rhinitispatienten leiden stärker, wenn sie in Städten mit schlechter Luftqualität leben. Vor allem der Feinstaub scheint ihnen zu schaffen zu machen.
Veröffentlicht:Paris. Art und Ausmaß der durchschnittlichen Luftverschmutzung in Städten stehen offenbar in Zusammenhang mit der Ausprägung von Rhinitisbeschwerden. Laut einer Studie korreliert vor allem die Dauerbelastung mit Feinstaub mit einem Partikeldurchmesser von 2,5 μm (PM2,5) oder 10 μm (PM10) mit einer Zunahme schwerer Symptome (JACI, 2020; online 23. Januar).
Studienteilnehmer waren 1408 Erwachsene aus 17 europäischen Städten (darunter Erfurt), die unabhängig von einer Grippe oder Erkältung an – allergischer oder nichtallergischer – Rhinitis litten. Die jährliche Belastung mit Luftschadstoffen am jeweiligen Wohnort wurde anhand von Messdaten und Landnutzungsmodellen errechnet.
Zur Ausprägung der Rhinitis gaben die Teilnehmer per Fragebogen Auskunft; der Schweregrad wurde anhand der vier Symptome laufende/verstopfte/juckende Nase und Niesen in einem Score von 0–12 erfasst; der Mittelwert lag bei 4, entsprechend einer leichten Rhinitis.
Viel Feinstaub – viele Beschwerden
Patienten in Städten mit den höchsten Feinstaubkonzentrationen gaben die stärksten Rhinitisbeschwerden zu Protokoll. So erhöhte sich zum Beispiel mit jedem Anstieg der PM2,5 um 5 μg/m3 die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Rhinitis um 17 Prozent.
Ähnliche dosisabhängige Effekte wurden auch für PM10 festgestellt. Die Feinstaubbelastung wirkte sich auf nasale Obstruktion und Irritation sowie Niesen negativ aus. Höhere Werte von Stickstoffmonoxid (NO) waren ebenfalls mit einem Anstieg der Symptomatik assoziiert, hier war allerdings keine Dosis-Wirkungs-Beziehung erkennbar.
Eine Ursache: Oxidativer Stress?
Bei Patienten mit nichtallergischer Rhinitis war der Zusammenhang zwischen Beschwerden und schmutziger Luft enger als bei allergischen Patienten. Bei Letzteren tritt die Wirkung der Luftschadstoffe möglicherweise gegenüber der von Allergenen in den Hintergrund, so die Vermutung der Studienautoren um Emilie Burte vom INSERM in Paris.
Je nach Schadstoff – fest oder gasförmig – und je nach Genese der Rhinitis könnten verschiedene Effekte auf die entzündete Nasenschleimhaut zum Tragen kommen. Den Forschern zufolge könnten dabei oxidativer Stress, reaktive Sauerstoffspezies, Apoptose und Inflammation eine Rolle spielen.