Geburt verändert Struktur des Gehirns der Mutter
Im ZNS von Müttern kommt es nach der Geburt zu deutlichen Volumenveränderungen.
Veröffentlicht:Von Birte Seiffert
Die Geburt und die ersten Monate danach hinterlassen bei Frauen ihre Spuren - und das auch im Gehirn, wie eine aktuelle Studie ergeben hat. Dabei legt das Denkorgan an Volumen zu.
Nach der Schwangerschaft berichten manche Frauen über kognitive Einbußen wie Vergesslichkeit. Umso überraschender scheinen die Ergebnisse einer prospektiven Studie aus den USA, die klären sollte, welche strukturellen Veränderungen die erste Zeit der Mutterschaft im Gehirn der Frauen verursacht.
Die Gehirnvolumina wurden mit MRT gemessen
Insgesamt 19 stillende Mütter im durchschnittlichen Alter von 33 Jahren nahmen an der Untersuchung teil (Behavioral Neuroscience 2010; 124 / 5: 695). Deren Gehirn untersuchten die Forscher um Dr. Pilyoung Kim ein erstes Mal 2 bis 4 Wochen und ein weiteres Mal 3 bis 4 Monate nach der Geburt mit der Magnetresonanztomografie.
Obwohl das Gehirn erwachsener Menschen normalerweise nicht innerhalb weniger Monate wachsen kann - außer zum Beispiel während intensiver Lernphasen - stellte sich beim Vergleich der magnetresonanztomografischen Aufnahmen heraus: Bei allen Frauen hatte die graue Substanz in bestimmten Hirnregionen nach der Geburt an Volumen zugenommen.
Während der ersten Monate gewachsen waren etwa der Hypothalamus, die Amygdala und der präfrontale Kortex, also Hirnbereiche, die in Zusammenhang gebracht werden mit mütterlicher Motivation, Emotionsverarbeitung und Entwicklung von Problemlösungen. Interessanterweise fiel dieses Wachstum besonders stark aus, wenn die Frauen sehr von ihrem Kind und der Mutterschaft schwärmten. Betitelten sie ihren Nachwuchs in einer gleichzeitig vorgenommenen Befragung zum Beispiel als "schön", "ideal", "perfekt", und sich selbst als "gesegnet", "stolz" oder "zufrieden", so war das positiv assoziiert mit einer Größenzunahme von Hypothalamus, schwarzer Substanz und Amygdala.
Möglicherweise machen hormonelle Veränderungen wie der Anstieg von Östrogen, Oxytocin oder Prolaktin das Gehirn der Mütter nach der Geburt empfänglich für strukturelle Veränderungen als Antwort auf den Umgang mit dem Baby, vermuten die Wissenschaftler. Aber auch die Interaktion zwischen Mutter und Kind könne ihren Teil zum beobachteten Hirnwachstum beitragen. Größere Studien seien nun notwendig, um dem Prozess weiter auf den Grund zu gehen. (MUC)