Gegen nächtlichen Harndrang läßt sich was tun
MÜNCHEN (sto). Nykturie, also der Harndrang während der Nacht, ist eine häufige Ursache von Schlafstörungen. Eine Therapie komme in Betracht, wenn die Betroffenen regelmäßig mehr als zweimal pro Nacht aufstehen müssen, um zur Toilette zu gehen, so Professor Helmut Madersbacher aus Innsbruck.
Veröffentlicht:Normalerweise werden etwa zwei Drittel des Harns während des Tages und ein Drittel in den Nachtstunden produziert, berichtete der Leiter der Neuro-Urologischen Ambulanz am Landeskrankenhaus Innsbruck. Liege die Harnausscheidung in der Nacht über einem Drittel der 24-Stunden-Harnmenge, handele es sich um eine nächtliche Polyurie.
Grund hierfür sei häufig eine Veränderung des Sekretions-Rhythmus des antidiuretischen Hormons (ADH), das die Wasserdiurese reguliert, sagte Madersbacher bei einer Veranstaltung von Ferring Arzneimittel in München.
Andere Ursachen einer nächtlichen Polyurie seien eine chronische Herzschwäche, die abendliche Einnahme von Diuretika, Diabetes mellitus oder die obstruktive Schlafapnoe sowie übermäßiges Trinken vor dem Schlafengehen, so Madersbacher.
Leider werde die Nykturie häufig allzu rasch als eine Alterserscheinung angesehen oder bei Männern mit einer BPH in Verbindung gebracht. Das führe dann häufig zu einer unzureichenden Behandlung.
Außer der Anamnese und der klinischen Untersuchung sei ein Blasenentleerungs-Protokoll geeignet, um eine nächtliche Polyurie zu diagnostizieren. Die Patienten sollten ihre Toilettengänge über mindestens 48 Stunden protokollieren, so Madersbacher. Bei einer Harnausscheidung von mehr als 2,8 Litern innerhalb von 24 Stunden bestehe eine Polyurie.
Werde davon mehr als ein Drittel in der Nacht produziert, handele es sich um eine nächtliche Polyurie. Häufige Entleerungen kleiner Harnmengen von weniger als 250 ml deuteten eher auf eine verminderte Blasenkapazität oder auf eine hyperaktive Blase hin.
Als wirksam und gut verträglich in der Therapie bei nächtlicher Polyurie habe sich Desmopressin (Minirin®) erwiesen, sagte Dr. Arne-Daniela Marschall-Kehrel aus Oberursel. Bei eine Therapie mit Desmopressin verlängerte sich in einer Studie mit 144 Frauen die durchschnittliche Dauer der ersten Schlafperiode von drei auf fünf Stunden.
Von der Therapie profitierten besonders Frauen, bei denen eine nächtliche Polyurie aufgrund eines passageren ADH-Mangels diagnostiziert wurde, sagte Marschall-Kehrel. Patienten über 65 Jahren sollte die Einnahme nicht empfohlen werden.