Urologie
Gesunder Lebensstil gegen Nierensteine
Die Entstehung von Nierenkonkrementen wird durch den Lebensstil beeinflusst. Einer Kohortenstudie zufolge könnten fünf Faktoren für mehr als die Hälfte aller Steinereignisse verantwortlich sein.
Veröffentlicht:ROM. Dass Lebensstilfaktoren wie Gewicht, Flüssigkeitsaufnahme oder Kalziumzufuhr einen Einfluss auf das Risiko für Nierensteine haben, ist bekannt. Ärzte der Universität Rom und der Harvard Medical School haben nun untersucht, wie hoch ihr Beitrag zum erstmaligen Auftreten von symptomatischen Nierensteinen auf Bevölkerungsebene einzuschätzen ist (J Urol 2017, online 29. März).
Den Ergebnissen zufolge dürfte das Vermeiden der fünf analysierten Risikofaktoren eine hocheffektive Primärprävention darstellen. "Den BMI im Normbereich zu halten, ausreichend zu trinken, viel Obst und Gemüse und fettarme Milchprodukte zu essen (DASH-Diät), auf eine adäquate Kalziumzufuhr zu achten und wenig gesüßte Getränke zu trinken war mit einem klinisch relevant niedrigeren Risiko für Nierensteine assoziiert", schreiben die Studienautoren um Pietro Manuel Ferraro.
Risikofaktoren
» Übergewicht,
» Flüssigkeitsaufnahme von weniger als zwei Liter pro Tag,
» Ernährung, die deutlich von der DASH-Diät abweicht,
» hohe Kalziumzufuhr,
» gesüßte Getränke mehr als vier Mal pro Woche.
Für die Analyse wurden Daten von drei prospektiven Kohortenstudien – Health Professionals Follow-up Study (HPFS) und Nurses' Health Study (NHS) I und II – mit zusammen über 190.000 Männern und Frauen ausgewertet. Während der Beobachtungszeit von median elf Jahren wurde bei 6449 Teilnehmern erstmals ein Nierenstein diagnostiziert, der durch Schmerzen oder Hämaturie auffällig geworden war.
In jeder Kohorte waren alle fünf untersuchten Risikofaktoren unabhängig mit dem Steinrisiko assoziiert: Übergewicht, weniger als zwei Liter Flüssigkeitsaufnahme pro Tag, eine deutlich von der DASH-Diät abweichenden Ernährung, eine hohe Kalziumzufuhr (im obersten Quintil) und mehr als vier gesüßte Getränken pro Woche brachten ein signifikant erhöhtes Risiko.
Unter der Annahme, dass es sich bei diesen Assoziationen um kausale Zusammenhänge handelt, haben die Studienautoren um Ferraro die Population Attributable Fraction (PAF) errechnet, also zu welchem Anteil die in den Kohorten aufgetretenen Nierensteine der Exposition zu einem bestimmten Risikofaktor zuzuschreiben waren.
Den höchsten PAF-Wert erzielte in der HPFS-Kohorte eine geringe Flüssigkeitszufuhr; sie war demnach für 26 Prozent aller Fälle verantwortlich. In den NHS-Kohorten dagegen wurden die meisten Fälle, 22 beziehungsweise 19 Prozent, auf einen erhöhten BMI zurückgeführt.
Durch die fünf Risikofaktoren zusammen ließen sich je nach Kohorte 55 bis 57 Prozent aller Steinkomplikationen erklären. Das heißt umgekehrt, durch die vollständige Meidung dieser Risikofaktoren wäre gut die Hälfte aller beobachteten Fälle zu verhindern gewesen. Diese Größenordnung passt laut Ferraro und Kollegen zu den publizierten Abschätzungen bezüglich des Anteils von Umwelt beziehungsweise Genen an der Entstehung von Nierensteinen.
Die Mediziner haben auch die Number Needed To Prevent (NNP) für zehn Jahre bestimmt, also die Zahl von Menschen ohne Nierensteine, die sich zehn Jahre lang bezüglich der fünf Faktoren risikoarm verhalten müssen, um ein Steinereignis zu verhindern. Die NNP lag je nach Kohorte zwischen 19 (HPFS) und 37 (NHS I).