Gewichtsverlust bei Demenzkranken verhindern
Bei vielen Betroffenen lässt sich schon im Frühstadium einer Demenz ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust feststellen. Dieser verursacht häufig auch starke funktionelle Einbußen. Um das zu verhindern, muss eine angemessene Ernährungstherapie möglichst bald beginnen.
Veröffentlicht:Bei einem Gewichtsverlust ohne organische Ursachen sollte man immer auch an eine Demenz denken", erinnert der Geriater Dr. Rainer Wirth vom St. Marien-Hospital in Borken. Denn nachträglich lässt sich bei den meisten Patienten mit einer dementiellen Erkrankung feststellen, dass sie schon lange vor der Diagnose an Gewicht verloren haben. Häufig verstärkt sich das im Krankheitsverlauf. Schon 1997 konnte Cronin-Stubbs zeigen, dass Demenzkranke jährlich etwa vier Mal so viel Körpergewicht verlieren wie gleichaltrige Patienten ohne Demenz (BMJ 314, 1997, 178).
Als Ursachen hierfür vermutet man, auch abhängig vom Stadium der Erkrankung, eine verminderte Nahrungsaufnahme durch die Störung von Konzentration und Aufmerksamkeit, den Verlust der Autonomie, eine Dysphagie und die sedierende Wirkung pharmakologischer Therapien. Dazu kommt ein erhöhter Energiebedarf durch eine chronische Inflammation, Sekundärerkrankungen und den teilweise vermehrten Bewegungsdrang. "Je nach Ausprägung der psychomotorischen Unruhe kann sich der tägliche Energiebedarf durchaus verdoppeln", so Wirth auf der 12. Dreiländertagung der Schweizerischen, Deutschen und Österreichischen Gesellschaften für Ernährung in Zürich.
Entscheidend sei das regelmäßige Screening des Ernährungszustandes, um möglichst früh dem Gewichtsverlust und einer Malnutrition gegenzusteuern. Eine dauerhafte Ernährungstherapie solle am besten direkt nach der Diagnose beginnen. Als empfehlenswerte Therapiemaßnahmen nannte Wirth: Angehörigenberatung, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, das Anbieten von Zwischenmahlzeiten, das Anreichern der Speisen und den Einsatz von Trinknahrungen.
Häufig seien auch einfache Maßnahmen erfolgreich. Dazu zählen die Lockerung restriktiver Diäten bei Patienten ohne genügend Energiezufuhr, die Umstellung von kalorien- und fettarmen auf kalorien- und fettreiche Lebensmittel und das Angebot von Finger Food. "Außerdem sollte jeder pflegebedürftige Mensch, egal ob zu Hause, im Krankenhaus oder Pflegeheim, 24 Stunden am Tag freien Zugang zu Essen und Trinken haben", forderte Wirth. (sf)