Implantat-Allergien sind offenbar häufiger als bisher vermutet

DAVOS (sto). Werkstoffe von Knie- und Hüftendoprothesen oder anderen Implantaten rufen offenbar häufiger allergische Reaktionen hervor als bisher angenommen. Um die Häufigkeit solcher Reaktionen zu klären, wird deshalb ein nationales Implantat-Allergie-Register an der Dermatologischen Klinik der Universität München eingerichtet.

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60 Patienten, die nach der Implantation einer Knie- oder einer Hüftendoprothese allergische Reaktionen entwickelt hatten, hat der Münchner Dermatologe Privatdozent Peter Thomas bislang näher untersucht. Etwa ein Viertel der Betroffenen hatten eine Nickel-Allergie.

Ebenso häufig waren allergische Reaktionen auf Komponenten des Knochenzements, berichtete Thomas beim 21. Fortbildungskongreß "Fortschritte der Allergologie, Immunologie und Dermatologie" in Davos. Überraschend oft wurden auch Kobalt-Allergien diagnostiziert.

    Abriebpartikel von Instrumenten können auch Allergie-Ursache sein.
   

Die klinischen Symptome von Metallimplantat-Allergien reichen von lokalen oder generalisierten Ekzemen, Urtikaria, Schwellungen und Ergüssen bis hin zu einer möglichen Implantat-Lockerung, berichtete Thomas. Eine Auslöser allergischer Reaktionen kann dabei nicht nur das Implantat-Material sein, auch Abriebpartikel oder eine nicht entfernte abgebrochene Bohrerspitze können die Symptome verursachen.

Zur Diagnostik stehen nach Angaben des Münchner Dermatologen inzwischen zusätzliche Testpräparationen für den Epikutantest zur Verfügung. Zudem kann die spezifische T-Zellreaktivität im Blut sowie im Gewebe um das Implantat herum analysiert werden.

Offenbar hänge die bei Implantat-Allergie veränderte Reaktion nicht nur von proinflammatorischen Signalen ab, sagte Thomas. So habe ein Vergleich zwischen Patienten mit und ohne Allergien eine veränderte lymphozytäre und monozytäre Apoptose-Resistenz sowie Veränderungen dendritischer Zellen bei Metallexposition ergeben.

Implantate, die dauerhaft im Körper bleiben, müssen besonders hohe Anforderungen  an die Qualität erfüllen, um die Gewebeverträglichkeit sicherzustellen. Darauf hat der Werkstoff-Forscher Lukas Eschbach von der "Dr. h.c. Robert Mathys Stiftung" hingewiesen. Die Stiftung aus Bettlach in der Schweiz ist ein Forschungsinstitut und Prüflabor für Medizintechnik.

Es seien Oberflächenbeschichtungen in der Entwicklung, die noch biokompatibler als bisherige Materialien seien und die eine mögliche Freisetzung von Allergen weiter verminderten, so Eschbach.

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