Phytotherapie

Ingwer sorgt für bessere Beweglichkeit

Mit einer oralen Ingwertherapie können Arthrosepatienten Schmerz und Beweglichkeit verbessern. Zu diesem Ergebnis kamen dänische Ärzte in einer Metaanalyse randomisierter, placebokontrollierter Studien.

Veröffentlicht:

KOPENHAGEN. In der asiatischen Medizin wird Ingwer seit Jahrhunderten zur Schmerzbehandlung bei muskuloskelettalen Erkrankungen eingesetzt.

Präklinische Untersuchungen lassen vermuten, dass die Inhaltsstoffe des Ingwers als Inhibitor der Cyclooxygenase (COX-2) wirken. Außerdem soll die Pflanze durch Hemmung der Lipoxygenase antientzündliche Effekte haben sowie die Expression von TNFa behindern.

Im Rahmen einer Metaanalyse untersuchten Else Bartels von der Universität Kopenhagen und Kollegen nun anhand der Daten aus fünf randomisierten, kontrollierten Studien mit 593 Patienten die Wirksamkeit und Sicherheit von oralen Ingwerpräparaten zur Behandlung der Arthrose im Knie bzw. in der Hüfte (Osteoarthritis and Cartilage 2014; online 7. Oktober).

Die Tagesdosis Ingwer reichte von 500-1000 mg und die Ingwerpräparate unterschieden sich innerhalb der Studien in ihrer Zusammensetzung. Die Behandlungsdauer lag zwischen drei und zwölf Wochen.

Nach der Ingwertherapie zeigte sich eine signifikante Schmerzreduktion gegenüber Placebo mit einer durchschnittlichen SMD (standardisierte Mittelwertsdifferenz) von -0,3 sowie eine ebenfalls signifikante Verringerung der Bewegungseinschränkungen.

Bei der SMD als Maß für die Effektstärke gilt -0,2 als kleiner, -0,5 als mittlerer und -0,8 als starker Effekt. Patienten mit Ingwertherapie setzten ihre Medikation allerdings doppelt so häufig ab wie Probanden, die Placebo erhalten hatten.

Schuld daran waren schlechter Geschmack oder verschiedene Magenprobleme. Keine dieser Beschweren wurde allerdings als schwerwiegend eingestuft.Der schmerzlindernde Effekt von Ingwer lag etwa im gleichen Bereich wie der anderer pflanzlicher Wirkstoffe.

So lag die SMD von Diacerein bei -0,24, für Avocado/Sojabohne bei -0,39 und für Hagebuttenpulver bei -0,37. Auch der Vergleich mit NSAR (SMD -0,17 bis -0,66) und Paracetamol (-0,21) zeigte ähnliche Effektstärken.

Gerade weil es sich bei der Arthrose um eine langwierige Erkrankung handelt, sei es wichtig, Nutzen und Nebenwirkungspotenzial der Therapeutika gut auszubalancieren, mahnen Bartels und Kollegen.

Während bei NSAR mit kardiovaskulären und gastrointestinalen Nebeneffekten gerechnet werden muss, stellte sich bei einer Ingwertherapie beispielsweise die Frage nach Allergien. Allerdings konnten in Prick-Tests solche Reaktionen nicht festgestellt werden.

Zu beachten sind jedoch einige Interaktionen. So sei es für Patienten unter Vitamin-K-Antagonisten wichtig, die gerinnungshemmende Wirkung von Ingwer zu berücksichtigen, erinnern die Autoren.

Außerdem wurde ein synergistischer Effekt von Ingwer und Nifedipin auf die Thrombozytenaggregationshemmung beobachtet.

Wenn sich die Ergebnisse dieser Metaanalyse in weiteren Studien bestätigen lassen, so die Autoren, könnten Ingwerpräparate, unter Beachtung möglicher Interaktionen, künftig zur Behandlung der Arthrose beitragen. (St)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Aktuelle AOK-Analyse

Hüftgelenk-Operationen: Mehr Routine, weniger Komplikationen

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neurologische Entwicklungsstörungen

Epilepsie in der Schwangerschaft: Start mit Lamotrigin empfohlen

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen