Wertneutral und empathisch

Initiative setzt sich für sensibles Sprechen über Diabetes ein

Vorwürfe oder Drohungen vor gesundheitlichen Folgen, falls sich die Werte nicht bessern: Bei der Kommunikation über Diabetes sieht eine Initiative Möglichkeiten, Patientinnen und Patienten ins Boot zu holen statt zu stigmatisieren.

Veröffentlicht:
Wer Patientinnen und Patienten mit Diabetes Vorwürfe macht, ruft Ängste hervor. Dabei wirke es sich positiv aus, werden Patientinnen und Patienten nicht bevormundet oder negativ bewertet. (Symbolbild mit Fotomodell)

Wer Patientinnen und Patienten mit Diabetes Vorwürfe macht, ruft Ängste hervor. Dabei wirke es sich positiv aus, werden Patientinnen und Patienten nicht bevormundet oder negativ bewertet. (Symbolbild mit Fotomodell)

© watman / stock.adobe.com

Berlin. Für eine sensiblere Kommunikation über Diabetes mellitus macht eine Initiative Verbesserungsvorschläge. „Einige Arten von Aussagen und seit langem gebrauchten Begriffen können für Menschen mit Diabetes einen diskriminierenden oder stigmatisierenden Charakter haben. Dabei gibt es wertneutrale und empathische Alternativen“ sagte die Diabetologin Katarina Braune von der Charité Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin hat an einem Positionspapier zum Thema mitgewirkt, das am Donnerstag - kurz vor dem Weltdiabetestag am 14. November - vorgestellt worden ist.

Darin werden zum Beispiel Äußerungen als problematisch gewertet, die demotivieren oder Ängste hervorrufen, wie „Wenn Sie sich nicht besser um Ihren Diabetes kümmern, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie blind an der Dialyse landen.“ Es gibt auch weniger offensichtliche Fälle: Sie spreche bewusst nicht von Diabetikern, sondern von Menschen mit Diabetes, sagte Braune. Viele Menschen würden ungern allein über ihre Erkrankung definiert.

„Zuckerkrankheit“ und „Altersdiabetes“ nicht mehr zeitgemäß

Auch Begriffe wie Zuckerkrankheit und Altersdiabetes werden vom Verfasserteam als nicht mehr zeitgemäß gewertet, da sie falsche Eindrücke erweckten: Weder löse Zuckerkonsum allein die Erkrankung aus, noch träten verschiedene Diabetesformen nur in bestimmtem Alter auf.

Kritisiert werden zudem Symbolfotos, die etwa Nahaufnahmen von Bäuchen übergewichtiger Menschen zeigen: Damit wiederhole und verfestige sich das Vorurteil, dass Diabetes nur Menschen mit Adipositas betreffe.

Initiative will einen Dialog eröffnen

Wenn sich Patienten durch Sprache nicht negativ bewertet, kritisiert oder bevormundet fühlten, könne sich das günstig auf die Selbstwahrnehmung und den Therapieerfolg auswirken, sagte Braune. Sie betonte, dass die Initiative nicht belehren, sondern einen Dialog eröffnen wolle.

Das deutsche Papier richtet sich nicht nur an Medizin-Fachleute. Auch Angehörige können Rat finden: Vermeiden solle man zum Beispiel Kommentare zum (Ess-)Verhalten oder dem äußeren Erscheinungsbild von Menschen mit Diabetes.

An dem Papier beteiligt sind die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG), die Gesundheitsorganisation diabetesDE und die Online-Community #dedoc°. Ähnliche Empfehlungen gibt es bereits in einigen anderen Ländern wie Australien, Schweden, Italien und der Türkei. Das gemeinsame Schlagwort lautet #LanguageMatters (Sprache ist entscheidend). (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

© Springer Medizin Verlag

Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Diabetes: So wirkt sich der Arzneimittelmangel bei Antidiabetika aus

Gute Nachrichten des Jahres 2024

Positiver Jahresrückblick: Lauterbachs Krankenhaus-Operation

Lesetipps
Ein Smiley neben dem Schriftzug "2024"

© Aliaksandr / stock.adobe.com

Gute Nachrichten des Jahres 2024

Positiver Jahresrückblick: Davon bleiben Arztpraxen erst einmal verschont