Innovationspreis für darmselektive Antibiose
Das Antibiotikum Rifaximin wirkt nur lokal im Darm und ist seit dem vergangenen Jahr zur Therapie von Erwachsenen mit Reisediarrhoe zugelassen. Die Substanz wurde jetzt mit dem Innovationspreis 2009 des H. G. Creutzfeldt-Instituts in Kiel ausgezeichnet.
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E.-coli sind häufige Durchfall-Bakterien. Das Antibiotikum Rifaximin wirkt nur im Darm, wo die Erreger vorkommen.
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Etwa jeder zweite Reisende in Länder mit niedrigen Hygienestandards bekommt Reisediarrhoe. Bei nicht-invasiver, bakteriell bedingter Pathogenese ist eine Behandlung mit Rifaximin (Xifaxan®) möglich. "Rifaximin wirkt fast ausschließlich im Magen-Darm-Trakt und ist besonders gut verträglich", hat Professor Joachim Labenz bei der Verleihung des H.-G.-Creutzfeldt-Innovationspreises in Hamburg betont. Er empfiehlt Reisenden nach Lateinamerika, Afrika und Asien, generell Arzneien gegen Diarrhoe mitzunehmen.
Bei einfachen Durchfällen können Betroffene dreimal täglich 200 mg Rifaximin für drei Tage einnehmen, so der Internist aus Siegen in Hamburg. In einer multizentrischen Studie in mehreren mittelamerikanischen Ländern und in Kenia konnte die Dauer des Reisedurchfalls signifikant verkürzt werden: bei Therapie mit Placebo dauerte die Diarrhoe im Mittel 60 Stunden im Vergleich zu 33 Stunden mit Rifamixin.
Treten Fieber und/oder Blut im Stuhl auf, liegt eine invasive Infektion vor, und es sollte ein systemisches Antibiotikum eingenommen werden. Labenz rät dann zu Ciprofloxacin oder Azithromycin (je 500 mg einmal täglich für drei Tage). Haben Durchfallpatienten Komplikationen wie Kreislaufprobleme und Erbrechen, sollte möglichst immer auch ein Arzt aufgesucht werden.
Die Dauer von Durchfall wird halbiert.
Eine interessante Option - für die es in Deutschland allerdings noch keine Zulassung gibt - ist nach Angaben von Labenz der präventive Einsatz von Rifaximin. Denn es gibt viele Geschäftsleute, die sich bei einer Auslandsreise keinen Ausfall leisten können. Rifaximin sei zur Prophylaxe geeignet, wie eine Studie mit 210 Reisenden nach Guadalajara und Mexiko ergeben habe. Die Teilnehmer nahmen zwei Wochen lang entweder Rifaximin oder Placebo ein. Das Ergebnis: Rifaximin konnte das Risiko für eine Reisediarrhoe um 73 Prozent reduzieren, wie Labenz berichtete.
Rifaximin wird zudem bei weiteren Indikationen geprüft, und zwar bei Reizdarmsyndrom, Divertikel- erkrankung, bakterieller Überbesiedlung des Dünndarms und hepatischer Enzephalopathie.