Funktionelle Störungen

Interaktive Mikroimplantate sollen die Verdauung regeln

Universitätsmedizin Mainz und Fraunhofer Institut wollen in einem gemeinsamen Projekt Assistenzsystem für den Verdauungstrakt entwickeln.

Veröffentlicht:

MAINZ. Noch klingt es nach Science Fiction: Aktiv vernetzte Mikroimplantate, die die Beweglichkeit des Darms im richtigen Takt halten. Der therapeutische Nutzen einer solchen Erfindung wäre zweifelsohne groß.

Mit einem steuerbaren, implantierbaren Assistenzsystem ließen sich potenziell funktionale Defizite und Gewebeschädigungen im Verdauungstrakt überbrücken. Ein solches minimalinvasiv zu implantierendes Assistenzsystem könnte als intelligenter Impulsgeber fungieren. Es könnte temporär oder dauerhaft die Beweglichkeit des längsten menschlichen Organs gewährleisten.

Versuchsreihen starten im ersten Quartal 2017

Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut wollen Ärzte der Universitätsmedizin Mainz im Rahmen des Innovationsclusters INTAKT solch ein implantierbares Assistenzsystem entwickeln, teilt die Universitätsmedizin Mainz mit. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert dieses Exzellenzprojekt mit insgesamt rund 9,5 Millionen Euro. Erste Versuchsreihen sollen im ersten Quartal 2017 starten.

"Unser Ziel ist es, Implantate zu entwickeln, die abwechselnd die anregenden, verzögernden und koordinierenden Funktionen des Verdauungssystems übernehmen", wird Professor Werner Kneist von der Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie zitiert, der das Projekt an der Universitätsmedizin leitet. Konkret sollen bis zu zwölf Kleinimplantate an verschiedenen Stellen im Verdauungstrakt die Beweglichkeit von Speiseröhre, Magen und Darm gewährleisten.

Ziel ist auch die Ankopplung an externe Netze

Die Kleinimplantate sollen durch elektrische Stimulation die Bewegungen der entsprechenden Verdauungsorgane herbeiführen. Darüber hinaus sollen sie miteinander vernetzt sein und optisch oder per Funk miteinander kommunizieren und steuerbar sein. Eine interaktive Ankopplung an externe Datenbanken und Netze soll möglich sein.

"Digitale Technologien zur Behandlung von Verdauungsstörungen einzusetzen, ist ausgesprochen vielversprechend. Denn diese als Electroceuticals bezeichneten interaktiven Mikroimplantate entfalten ihre Wirkung im Gegensatz zu Medikamenten ausschließlich auf lokaler Ebene und gelten als nebenwirkungsarm", so Kneist in der Mitteilung der Universitätsmedizin Mainz.

Das Assistenzsystem soll so funktionieren, dass es sich nicht nur vom betreuenden medizinischen Fachpersonal, sondern auch vom Patienten steuern lässt. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

S2k-Leitlinie

Komplexe Herausforderung in der Arztpraxis: Reflux und Husten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie steht es um den Datenschutz bei der ePA, Frau Specht-Riemenschneider?

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen

Stoffwechselerkrankungen

Was Diabetes mit der Schilddrüse zu tun hat

Lesetipps
Eine Fraktur wird fixiert.

© Radiographs / stock.adobe.com

Hyperglykämische Stoffwechsellage

Diabetes: Die wenig beachteten Folgen

Einer Person wird Blut abgenommen.

© luaeva / stock.adobe.com

Hohe Sterblichkeit

Diese vier Killer bei Thrombozytopenie nicht übersehen!

Herzinfarkte treffen nicht nur Männer, auch junge Frauen können betroffen sein. Geschlechtersensible beziehungsweise geschlechterspezifische Medizin will Bewusstsein für Geschlechterunterschiede bei Erkrankungen schaffen.

© eternalcreative / Getty Images / iStock

Interview

Gender-Gesundheit: Das Y-Chromosom birgt Risiken