Schwindel

Könnte es ein Schlaganfall sein?

Die Ursachen von Schwindel können sehr unterschiedlich sein, das macht die Diagnose so schwierig. Auch ein Schlaganfall kann dahinterstecken - dann ist schnelles Handeln lebenswichtig. Ein neuer Test bringt jetzt rasch Klarheit.

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Plötzlich auftretender Schwindel – das kann viele Ursachen haben. Der videobasierte Kopfimpulstest beschleunigt die Abklärung akuter Schwindelepisoden.

Plötzlich auftretender Schwindel – das kann viele Ursachen haben. Der videobasierte Kopfimpulstest beschleunigt die Abklärung akuter Schwindelepisoden.

© ArTo / fotolia.com

DARMSTADT. Die Ursachen von Schwindel können bekanntlich sehr unterschiedlich sein, was die genaue Diagnose schwierig macht. Mit dem videobasierten Kopfimpulstest gibt es nun jedoch eine einfache Methode, mit der Ärzte bei Patienten mit akutem Schwindel schnell Hinweise für einen Schlaganfall erhalten können.

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) empfiehlt deshalb den Einsatz des neuen Tests - auch in Notaufnahmen.

Etwa jeder dritte Deutsche leidet mindestens einmal im Leben an krankhaftem Schwindel. Und: Mehr als jeder zehnte Hausarztpatient klagt darüber, teilt die DGKN mit.

Übliche Verfahren zur Untersuchung bei Schwindel sind bekanntlich die kalorische Spülung, bei der die Gehörgänge mit warmem und kaltem Wasser gespült werden, oder die Drehstuhl-Untersuchung, bei der der betreffende Patient gedreht und seine reflektorischen Augenbewegungen aufgezeichnet werden.

Ergebnis binnen 15 Minuten

Seit wenigen Jahren gibt es den videobasierten Kopfimpulstest (vKIT), bei dem eine Kamera die Augenbewegungen misst, während der Kopf vom Untersucher rasch gedreht wird und der Patient gleichzeitig versucht, einen Zielpunkt im Blick zu behalten.

Da das Gleichgewichtsorgan sehr empfindlich auf Beschleunigungen reagiert, können Fehlfunktionen des Organs durch rasche Kopfbewegungen gut erfasst werden, heißt es in der Mitteilung.

Die Technik des vKIT habe sich kürzlich entscheidend verbessert, so dass nun auch solche schnellen Kopfbewegungen aufgezeichnet und in wenigen Minuten ausgewertet werden können, wird Professor Dr. Christoph Helmchen, Leiter der Schwindelambulanz des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Mitglied der DGKN-Fortbildungskommission, in der Mitteilung zitiert.

Der neue Test gewinnt zunehmend an Bedeutung: "Mehr als hundert Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Neurologen in Deutschland verwenden das Video-System bereits."

Die Gründe dafür liegen laut Helmchen auf der Hand: Eine von ihm geleitete Studie bei mehr als 1500 Schwindelpatienten zeige, dass der videobasierte Kopfimpulstest für die Patienten verträglicher ist und deutlich weniger Zeit in Anspruch nimmt als eine einstündige kalorische Spülung oder eine Drehstuhl-Untersuchung.

Helmchen: "Mit dem vKIT finden wir innerhalb von 15 Minuten heraus, ob die Ursache für den Schwindel im Innenohr oder im Gehirn liegt."

MRT meist nicht notwendig

Je nach Ergebnis lasse sich mit dem Test unmittelbar ein Schlaganfall ausschließen, weshalb der DGKN-Experte den Video-Test mittlerweile auch für Notaufnahmen in Kliniken empfiehlt. "Viele Menschen, die mit Schwindel die Notaufnahme erreichen, leiden an einem vestibulären Schwindel, bei dem die Ursache im Innenohr liegt", erklärt Helmchen.

Die bisher übliche Magnetresonanztomographie (MRT) sei für diese Diagnose meistens nicht geeignet und auch nicht notwendig, folgert der DGKN-Experte aus den Ergebnissen einer US-amerikanischen Studie.

Diese habe ergeben, dass Ärzte mit Hilfe des videobasierten Kopfimpulstests und zwei anderen einfachen Untersuchungen einen Schlaganfall als Ursache einer akuten Schwindelepisode genauso gut diagnostizieren können wie mit der Magnetresonanztomographie, allerdings in erheblich kürzerer Zeit.

Der Experte aus Schleswig-Holstein geht sogar noch weiter: "Der videobasierte Kopfimpulstest könnte künftig den gleichen Stellenwert erlangen, wie das EKG für den Neurologen in den Notaufnahmen." (eb)

Kommentare
Dr. Klaus Kirchner 19.05.201518:28 Uhr

vKIT

nett, wird wie so manches wünschenwertes (Riechtest, Nasenendoskopie)in der HNO-Kassenpraxis nicht vergütet.

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