Kopfschmerz durch Thrombose im Gehirn
Klagen Frauen im gebärfähigen Alter über Kopfschmerzen, kann eine Sinusvenenthrombose die Ursache sein. Weitere Hinweise auf das Krankheitsbild sind neurologische Ausfälle. Eine Abklärung sollte im Verdachtsfall durch eine Kontrastmittel-Gefäßdarstellung erfolgen.
Veröffentlicht:LEIPZIG. Ähnlich den Thromben in Beinvenen können Blutgerinnsel auch die großen Sammelvenen des Gehirns, die venösen Sinus verstopfen. Mit etwa sieben Krankheitsfällen dieser Art pro Jahr in einem Großkrankenhaus ist das Phänomen zwar äußerst selten, tritt aber gehäuft bei jungen Frauen auf, die Kontrazeptiva einnehmen.
Klagen Patientinnen im gebärfähigen Alter über Kopfschmerzen, solle als Differentialdiagnose immer auch an eine Sinusvenenthrombose gedacht werden, so Dr. Florian Masuhr, Neurologe an der Berliner Charité, auf dem Schlaganfalltag in Leipzig. Weitere Hinweise auf das Krankheitsbild seien neurologische Ausfälle und Bewusstseinsstörungen. Dabei sind Frauen drei- bis fünfmal häufiger betroffen als Männer. Eine Abklärung sollte im Verdachtsfall durch eine Kontrastmittel-Gefäßdarstellung erfolgen, die Blutstauungen in verschlossenen Gefäßen sichtbar macht.
Die Behandlung der Patienten mit der seltenen Erkrankung ist bei milden Verläufen vergleichsweise einfach. 85 Prozent der Patienten können mit der Applikation von Antikoagulantien, etwa Heparin, über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten erfolgreich therapiert werden. Bei rezidivierenden Thrombosen ist auch eine zeitlich unbegrenzte Antikoagulation möglich. Wird eine Sinusvenenthrombose erst spät diagnostiziert oder versagt die antikoagulative Therapie, ist die weitere Prognose sehr schlecht. Etwa zwei Drittel der Patienten sterben dann. Eine Behandlung ist bei den betreffenden Patienten schwierig, und die bisherige Datenlage ist sehr dünn.
Eine der letzten Therapieoptionen ist in besonders schwerwiegenden Fällen die Kranektomie, die als Standard-Verfahren bei Verschlüssen der Arteria cerebri media angewendet wird. Bei solchen Patienten senkt der Eingriff das Sterberisiko um etwa 50 Prozent, erhöht jedoch gleichzeitig das Risiko um das Zehnfache, die Erkrankung mit schweren Schädigungen zu überleben.
Trotz der recht geringen Prävalenz der Sinusvenenthrombose empfiehlt es sich besonders in der Risikogruppe der jungen Frauen mit unspezifischen Kopfschmerzen an diese Gefäßerkrankung als Differentialdiagnose zu denken, rät der Berliner Neurologe.