Kopfweh-Selbstmedikation wird oft missbraucht

Fast jeder zweite Patient mit chronischen Kopfschmerzen nimmt zu oft oder zu lange Analgetika in Selbstmedikation ein - zumindest nach Studiendaten aus Norwegen.

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Selbstmedikation bei Kopfschmerzen: Viele Patienten nehmen die Schmerzmittel zu häufig und zu lange ein.

Selbstmedikation bei Kopfschmerzen: Viele Patienten nehmen die Schmerzmittel zu häufig und zu lange ein.

© Kati Neudert / fotolia.com

OSLO (dk/eis). Kopfschmerzmittel in der Selbstmedikation sollten nicht öfter als zehnmal pro Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander geschluckt werden, betont die Deutsche Schmerzliga. Dass sich viele Patienten mit chronischen Kopfschmerzen nicht daran halten, belegt eine norwegische Studie.

Dabei haben Forscher um Espen Saxhaug Kristofferson vom Akershus University Hospital in Oslo die Therapie von 405 Patienten mit chronischen Beschwerden (mehr als 15 Tage Kopfweh pro Monat) untersucht (J Head ache Pain 2012; 13: 113).

Davon litten 384 Patienten an Spannungskopfschmerzen und 15 an Migräne. 20 Prozent hatten gänzlich auf ärztlichen Rat verzichtet. 80 Prozent waren wegen der Beschwerden zum Hausarzt gegangen, jeder Fünfte davon war dann zum Neurologen überwiesen worden und vier Prozent wurden stationär behandelt.

Therapiedauer bei Schmerzmitteln wurde überschritten

Insgesamt nahmen 87 Prozent der Patienten Schmerzmittel in Selbstmedikation ein, neun Prozent sogar täglich. Die empfohlene Therapiedauer wurde von 46 Prozent überschritten, vor allem bei Paracetamol und Ibuprofen (115 Patienten), seltener bei Kombinationspräparaten (51 Patienten) oder Triptanen, Opioiden oder Ergotamin.

Prophylaktisch wurden nur wenige Patienten behandelt. Komplementär- und alternativmedizinische Maßnahmen (CAM) wie Physiotherapie, Akupunktur und Chirotherapie nutzten 253 Patienten.

Dass gerade Paracetamol und Ibuprofen zu häufig oder zu lang eingenommen werden, sei nicht verwunderlich, so die Forscher. Schließlich handelt es sich um rezeptfreie Schmerzmittel, die stark nachgefragt werden.

Um die Situation zu verbessern und vor allem um medikamenteninduzierte Kopfschmerzen zu vermeiden, fordern die Forscher eine besonders enge Vernetzung von Arzt und Patient. Zudem müsse mehr Augenmerk auf prophylaktische Maßnahmen gelegt werden, um Analgetika-Missbrauch zu verhindern.

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