Risiko Kälte

Kräftig heizen senkt den Blutdruck

Den Heizkörper bis zum Anschlag aufdrehen und bei wohligen 24 Grad Raumtemperatur zusehen, wie draußen der Schnee fällt: Für den Geldbeutel nicht unbedingt optimal - aber den Blutdruck senkt es garantiert.

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Die Heizung kräftig aufdrehen im Winter: Das sorgt für Wärme und einen sinkenden Blutdruck.

Die Heizung kräftig aufdrehen im Winter: Das sorgt für Wärme und einen sinkenden Blutdruck.

© Dron/fotolia.com

NARA. Es ist sicher eine ungewöhnliche Methode, aber sie scheint zu funktionieren: Wer den Winter in gut beheizten Räumen verbringt, hat einen niedrigeren Blutdruck und damit wohl ein geringeres Sterberisiko als Hypertoniker, die die meiste Zeit vor sich hinfrösteln. Auf dieses Phänomen sind japanische Forscher um Dr. Keigo Saeki aus Nara gestoßen.

Die Ärzte hatten sich schon eine Weile den Kopf darüber zerbrochen, weshalb die Sterberate im Winter bis zu einem Viertel höher ist als in den übrigen Jahreszeiten.

Gründe dafür sind offenbar nicht nur Atemwegserkrankungen, die in der kalten Jahreszeit häufiger vorkommen, auch eine höhere Rate von kardiovaskulären Ereignissen ist von Bedeutung, und diese erklärt man sich zum Teil mit einem erhöhten Blutdruck in den Wintermonaten.

Paradoxerweise ist die zusätzliche Mortalität in Ländern mit milden Wintern, also etwa in Südeuropa, deutlich höher als in Ländern mit strengen Wintern.

Das Team um Saeki hat nun vermutet, dass die Bewohner kalter Länder im Winter letztlich weniger frieren, weil ihre Wohnungen gut isoliert und meist auch gut beheizt sind (J Epidemiol Community Health 2013; online 27. Februar).

Dagegen wird in südlichen Ländern im relativ kurzen Winter nur wenig geheizt, zudem sind die Häuser dort kaum isoliert, sodass die Raumtemperaturen zwischen November und Februar gerade nachts deutlich niedriger sind als im weitaus frostigeren Norden.

10 Grad mehr senken systolisch 5,8 mmHg

Um ihre Hypothese zu unterstützen, haben sie 146 gesunde Probanden einem Experiment unterzogen: Sie mussten elf Stunden über Nacht in einem Raum verbringen, der entweder auf 24 Grad Celsius beheizt war oder aber nur auf 14 Grad.

Dabei durften sie die Menge an Kleidung und Bettwäsche selbst bestimmen, die sie benötigten, um warm zu bleiben. Zu Beginn wurde der Blutdruck bei 24 Grad Raumtemperatur gemessen, hierbei gab es kaum Differenzen zwischen den Gruppen, der systolische Wert lag abends bei 120 mmHg. Anschließend mussten die Teilnehmer die unterschiedlich beheizten Räume aufsuchen.

Am nächsten Morgen wurde der systolische Blutdruck bis zu zwei Stunden nach dem Aufstehen bestimmt. Dabei lag er in der Gruppe mit niedriger Raumtemperatur um 5,8 mmHg höher als bei den Teilnehmern in den warmen Zimmern.

Die kontinuierliche Blutdruckmessung zeigte, dass der Druck praktisch nur vor dem Schlafen und nach dem Aufwachen differierte, sobald die Teilnehmer im Bett lagen, glichen sich die Blutdruckwerte an.

Ähnliches geschah mit der Hauttemperatur: Sie war außerhalb des Betts im kalten Raum deutlich niedriger als im warmen Zimmer, im Bett verschwanden aber die Unterschiede.

Kräftiger Blutdruckanstieg am Morgen

Für besonders kritisch erachten die Forscher den starken morgendlichen Anstieg des Blutdrucks im kalten Zimmer. Nach Daten anderer Studien ist der morgendliche Anstieg bei älteren Hypertonikern insgesamt viel stärker als bei Gesunden.

In einer Studie mit Hypertonikern wären daher wohl noch viel größere Unterschiede zu erwarten gewesen, spekulieren die Forscher.

Da eine morgendliche Zunahme des systolischen Werts um 10 mmHg das Schlaganfallrisiko um knapp die Hälfte erhöht, lasse sich dieses Risiko rein rechnerisch um etwa ein Viertel senken, wenn man das Schlafzimmer statt auf 14 Grad auf fast tropische 24 Grad hochheizt.

Die Energiekosten im Blick, stellt sich jedoch die Frage, ob ein etwas höher dosiertes Antihypertensivum nicht doch die günstigere Alternative ist. (mut)

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