Morbus Crohn
Marker im Stuhl geben Aufschluss über Krankheitsverlauf
Die regelmäßige Kontrolle fäkaler Marker kann dabei helfen, Morbus-Crohn-Rezidive frühzeitig zu erkennen - und erspart den Patienten Endoskopien.
Veröffentlicht:LEIPZIG. Fäkale Marker, insbesondere Calprotectin, aber auch Lactoferrin, sind hochsensitive Marker für entzündliche Prozesse der Mukosa beim Morbus Crohn. Serielle Messungen dieser Marker könnten deshalb zur Verlaufskontrolle bei der Erkrankung herangezogen werden, so Professor Torsten Kucharzik vom Städtischen Klinikum Lüneburg.
Ergebnisse einer Zehn-Jahres-Studie:
44 Prozent der Patienten befanden sich in den letzten fünf Jahren der Beoachtungszeit in Remission.
90 Prozent betrug die kumulative Rezidivrate nach zehn Jahren.
38 Prozent betrug das kumulative Risiko für eine Operation.
53 Prozent der Patienten hatten im Studienzeitraum Strikturen, Abszesse, Fisteln oder Fissuren./p>
In Kombination mit der Sonographie ließen sich dadurch Rezidive frühzeitig erkennen, ohne dass wiederholte Endoskopien notwendig würden.
Extramurale Komplikationen wie Fisteln und Abszesse müssten mit Sonographie und MRT diagnostiziert werden, sagte Kucharzik beim Kongress "Viszeralmedizin 2014" in Leipzig. Unumgänglich allerdings sei die Endoskopie bei einer geplanten Therapiedeeskalation, um die Mukosaheilung beurteilen zu können.
Vier Krankheitsverläufe bekannt
Vier wesentliche Verläufe seien beim Morbus Crohn bekannt, erläuterte Professor Stefan Schreiber vom Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Kiel: Bei 43 Prozent der Patienten nimmt die Ausprägung der Symptome innerhalb weniger Jahre rasch ab, die Krankheit ist nach spätestens zehn Jahren nahezu verschwunden.
19 Prozent der Patienten zeigen einen chronisch gleichbleibenden Verlauf, bei drei Prozent kommt es nach anfänglich leichterem Verlauf zu einer massiven Zunahme an Beschwerden, 32 Prozent erleiden an- und abschwellende Verläufe mit Phasen, in denen die Symptome sehr ausgeprägt sind, und Phasen mit scheinbarem Stillstand, ergab eine Zehn-Jahres-Studie (Clinical Gastroenterology and Hepatology 2007; 5(12): 1430-1438).
Vor allem bei jungen Morbus-Crohn-Patienten werden oft chronische Verläufe mit Komplikationen beobachtet.
Die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie der Erkrankung sind den Ausführungen Schreibers zufolge weiterhin unbefriedigend.
Die überarbeiteten Leitlinien zu Morbus Crohn sehen vor, dass Patienten mit steroidrefraktärem Morbus Crohn mit mittlerer bis hoher Krankheitsaktivität mit anti-TNF-alpha-Antikörpern (Infliximab, Adalimumab) mit oder ohne Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin behandelt werden soll. Zur remissionserhaltenden Therapie werden Azathioprin oder 6-Mercaptopurin, Methotrexat und anti-TNF-alpha-Antikörper empfohlen.
Auf eine Therapie mit anti-TNFalpha-Antikörpern sprächen allerdings nur bei 50 Prozent der Patienten an, so Schreiber, lediglich bei einem Drittel der Patienten würde eine dauerhafte Remission erreicht. Auch ein früher Einsatz von Azathioprin sei im Vergleich zu Placebo nicht mit wesentlichen Vorteilen verbunden.
Die Dosis-Wirkungsbeziehung sei eindeutig, jedoch spiegelten die erreichten Blutspiegel oftmals nicht die Dosisspiegel wider, was vermutlich auf enterale Verluste zurückzuführen sei. Die medikamentöse Therapie bei Morbus Crohn müsse daher individuell eingestellt werden, die Idealdosis sei nicht bekannt.
Noch nicht in den aktuellen Leitlinien enthalten ist die Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Vedolizumab, einem Integrin-Rezeptorantagonisten, der im Frühjahr 2014 in Europa zugelassen wurde.
GP2 ist autoantigene Zielstruktur
Circa 30 Prozent der Morbus Crohn-Patienten, so Professor Dirk Roggenbuck von der Medipan GmbH Berlin, entwickelten Autoantikörper gegen GP2, was mit einem schlechten Ansprechen auf anti-TNF-alpha-Antikörper verbunden sei. Das Glykoprotein GP2 befinde sich nicht nur im Pankreas, sondern auch auf der Darmoberfläche.
Vermutlich komme es zu einer Interaktion von GP2 aus dem Pankreas mit GP2 auf der Darmoberfläche, in deren Folge Auto-Antikörper gebildet werden. Das Vorhandensein von GP2-Antikörpern ist mit stenosierenden Verläufen und einer ungünstigen Prognose assoziiert.