Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin
Nationaler Kinder-Aktionsplan: Sozialpädiater monieren Umsetzungsdefizite
Beim Ziel, die Armut von sozial benachteiligten Kindern effektiver zu bekämpfen, sieht die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin noch erheblichen Handlungsbedarf.
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Sozialpädiater fordern die Garantie für eine gesunde und preiswerte warme Mahlzeit pro Tag für die Kinder, die ganztags außer Haus betreut werden.
© Florian Peljak/SZ Photo/picture alliance
Berlin. Zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans (NAP) „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ hat sich die Bundesregierung jetzt noch vor der Bundestagswahl positioniert. Die Stellungnahme wurde auch schon als Auftrag für eine künftige neue Regierung formuliert und hat erste Reaktionen hervorgerufen.
Um die im NAP verankerten Ziele, die Armut von sozial benachteiligten Kindern effektiver als bislang zu bekämpfen und deren Teilhabe zu verbessern, sieht etwa die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) noch erheblichen Handlungsbedarf.
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Im Vorschulalter müssten vor allem in den Institutionen frühkindlicher Bildung bessere Rahmenbedingungen bei der qualitätsgesicherten Kindertagesbetreuung geschaffen, Zugangshürden dorthin gerade für benachteiligte Kinder abgebaut und Gesundheits- und Sozialkompetenzen vermittelt werden. Hier jedoch, so kritisiert DGSPJ-Präsidentin Professorin Heidrun Thaiss, bestehe hierzulande noch gewaltiger Nachholbedarf.
Mittel wegen wegen bürokratischer Hürden nicht abgerufen
Für benachteiligte Kinder im Schulalter ziele das neue 20 Milliarden schwere Startchancen-Programm der Bundesregierung zwar ganz im Sinne des NAP in die richtige Richtung, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln.
Doch bereits im ersten Jahr zeigten sich enorme Umsetzungsdefizite, weil bislang lediglich ein Bruchteil der jährlich zur Verfügung stehenden zwei Milliarden Euro wegen bürokratischer Hürden abgerufen werden konnte. Für Thaiss erneut ein Beleg, dass dringend notwendige Vorhaben hierzulande selbst dann nicht zum Nutzen betroffener Kinder und Jugendlicher umgesetzt werden, wenn ausreichend Mittel vorhanden sind.
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Schließlich wird in der Stellungnahme auch eine Zuspitzung der Ernährungsarmut – aufgrund zuletzt stark gestiegener Lebensmittelpreise – beklagt. Diese Ernährungsdefizite verursachen insbesondere für Kinder mit mangelnder Ernährungskompetenz in den Familien schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung, bekräftigt die Pädiaterin Dr. Ulrike Horacek, die für die DGSPJ an der Erarbeitung des NAP mitgewirkt hat.
Um dies wenigstens zum Teil aufzufangen, fordern die Sozialpädiater daher die Garantie für eine „gesunde und preiswerte warme Mahlzeit pro Tag für die Kinder, die ganztags außer Haus betreut werden.“ (ras)