Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Colitis ulcerosa: Häufiger klinische Remission mit Risankizumab

Zwei klinische Studien mit dem Antikörper Risankizumab liefern vielversprechende Ergebnisse für Patienten mit einer Colitis ulcerosa mit mittelschwerer bis schwerer Krankheitsaktivität.

Von Dr. Sören Grebe Veröffentlicht:
Crohn's disease Inflammatory bowel disease causing abdominal pain and digestive issues, AI Generated

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Für Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa könnte Risankizumab eine neue Therapieoption darstellen.

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Liège. Risankizumab verbesserte im Vergleich zum Placebo die Häufigkeit der klinischen Remission sowohl in der Induktions- als auch in der Erhaltungsphase bei Patientinnen und Patienten mit mittelschwer bis schwer aktiver Colitis ulcerosa.

Die zwei Studien, durchgeführt von einem internationalen Team aus Wissenschaftlern und Medizinern, bieten neue Perspektiven für die Therapie von Patienten mit dieser chronischen Erkrankung. Auf Basis der Daten wurde das Medikament durch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa in der USA bereits zugelassen. (JAMA 2024; online 22. Juli)

Vielversprechend in Induktions- und Erhaltungstherapie

Bei Risankizumab handelt es sich ja um einen humanisierten monoklonalen IgG1-Antikörper, der selektiv an die p19-Untereinheit von Interleukin 23 (IL-23) bindet und so dessen Interaktion mit dem IL-23-Rezeptorkomplex verhindert. Der Antikörper Risankizumab wird bereits zur Behandlung bei erwachsenen Patientinnen und Patienten eingesetzt und hat in Deutschland eine Zulassung für die mittelschwere bis schwere Plaque-Psoriasis, die Psoriasis-Arthritis sowie den mittelschweren bis schweren Morbus Crohn.

Die aktuelle randomisierte und placebokontrollierte Phase-III-Studie zu Risankizumab zielte darauf ab, die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments bei Patientinnen und Patienten mit moderat bis schwer aktiver Colitis ulcerosa zu evaluieren. Dabei wurde Risankizumab in zwei verschiedenen Phasen verabreicht: einer Induktions- und einer Erhaltungsphase. Beurteilt wurde die klinische Remission und das klinische Ansprechen anhand des Mayo Scores. Weitere Endpunkte waren das endoskopische und histologische Ansprechen.

Bei der Induktionsstudie INSPIRE erhielten 975 randomisierte Patientinnen und Patienten 1.200 mg Risankizumab (n=652) oder Placebo (n=325) intravenös in den Wochen 0, 4 und 8. Zum Zeitpunkt von zwölf Wochen erreichten 20,3 % der Patientinnen und Patienten, die Risankizumab erhielten, eine klinische Remission im Vergleich zu 6,2 % in der Placebogruppe.

In der Erhaltungsstudie COMMAND, die auf die Induktionsstudie folgte, erhielten 584 randomisierte Patientinnen und Patienten, die auf die Induktionstherapie ansprachen, subkutan 180 mg (n=193) oder 360 mg (n=195) Risankizumab oder Placebo (n=196) alle acht Wochen für insgesamt 52 Wochen. Am Ende dieses Zeitraums hatten 40,2 % der Patientinnen und Patienten, die 180 mg Risankizumab erhielten, und 37,6 % der Patientinnen und Patienten, die 360 mg Risankizumab erhielten, eine klinische Remission im Vergleich zu 25,1 % in der Placebogruppe.

Studienergebnisse und Sicherheitsprofil

Die Studien demonstrieren eine signifikante Verbesserung der klinischen Remission der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe. Relevante Sicherheitsbedenken wurden nicht festgestellt. Risankizumab könnte eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden Therapie darstellen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, schreiben die Studienautoren. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um den langfristigen Nutzen sowie einen Mehrwert gegenüber bestehenden Behandlungsmöglichkeiten zu bestätigen.

Mangel an vergleichenden Studien

Mit Risankizumab reiht sich ein weiterer Wirkstoff in die lange Liste der Therapeutika (Biologika/small molecules) gegen die mittelschwere bis schwere Colitis ulcerosa ein (Adalimumab, Etrolizumab, Filgotinib, Golimumab, Infliximab, Mirikizumab, Ozanimod, Tofacitinib, Upadacitinib, Ustekinumab, Vedolizumab et cetera).

Für die praktizierenden Ärzte wird es aufgrund eines Mangels an vergleichenden Studien zunehmend unübersichtlicher und vor allem schwieriger einzuschätzen, welches der Medikamente wann zur Anwendung kommen soll. Regelmäßige Aktualisierungen der Leitlinien oder auch indirekt vergleichende Metaanalysen können zwar eine Hilfestellung leisten, die Lücke an fehlenden direkt vergleichenden Studien kann allerdings damit nicht geschlossen werden.

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