Astrozyten
Neurologen entdecken neue Funktion
HANNOVER. Neurologen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben das Zusammenspiel von Astrozyten und Mikroglia entschlüsselt.
"Wir haben erstmals in vivo zeigen können, dass die Astrozyten die Mikroglia aktivieren", wird Professor Martin Stangel in einer MMH-Mitteilung zitiert. Die Arbeitsgruppe fand heraus, dass Astrozyten für eine Regeneration von Nervenzellen notwenig sind (Brain 2013, 136 (1): 147-167).
Die Forscher haben im Tierversuch bei Mäusen das Myelin, das die Axone schützend umhüllt, mit einem Toxin angegriffen. Das geschädigte Myelin wird von Mikroglia schnellstmöglich abgeräumt, damit die Oligodendrozyten wieder rasch eine neue Myelinschicht bilden können.
"Je schneller die Bruchstücke verschwinden, desto schneller ist das Myelin wieder regeneriert", erläutert Dr. Thomas Skripuletz, Erstautor der Publikation. "Im Tiermodell dauerte die Regeneration wenige Wochen."
Die Forscher konnten bei ihren Versuchstieren aber auch die Funktionsfähigkeit der Astrozyten "ausschalten". Sie beobachteten, dass das geschädigte Myelin dann an den Axonen liegen blieb und nicht weggeschafft wurde.
Diese Fragmente verhinderten, dass sich eine neue Myelinschicht bilden konnte. "Die Astrozyten aktivieren die Mikroglia. Sind sie ausgeschaltet, kommt es letztendlich nicht mehr zu einer Regeneration der Isolationsschicht der Nervenzellen", so Stangel.
Mit ihren Ergebnissen haben die Forscher einen weiteren Puzzlestein zum Verständnis der Interaktion zwischen den verschiedenen Zellarten im Gehirn beigetragen. In einem weiteren Schritt wollen sie klären, welche molekularen Faktoren zur Remyelinisierung führen.
Das ist auch für die Bekämpfung von Krankheiten wie Multipler Sklerose wichtig, bei der es wegen eines Abbaus der Myelinschicht zu "Kurzschlüssen" in der Nervenleitung kommt. (eb)