Tumorviren

Paul-Ehrlich-Preis für Virusforscher

Für die Entdeckung von Tumorviren wird ein Wissenschaftler-Paar aus den USA mit einem der höchsten deutschen Preise auf dem Gebiet der Medizin geehrt.

Veröffentlicht:
Ferse eines Patienten mit Kaposi-Sarkom. Charakteristisch für den durch Viren ausgelösten Krebs sind die tiefroten Flecken und Knoten auf der Haut.

Ferse eines Patienten mit Kaposi-Sarkom. Charakteristisch für den durch Viren ausgelösten Krebs sind die tiefroten Flecken und Knoten auf der Haut.

© CDC

FRANKFURT / MAIN. Die Professoren Yuan Chang (57) und Patrick S. Moore (60) vom University of Pittsburgh Cancer Institute in den USA werden am 14. März in der Frankfurter Paulskirche mit dem 120.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ausgezeichnet. Das berichtet der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung in einer Mitteilung.

Chang und Moore werden für ihre Arbeiten zu Tumorviren geehrt. Die beiden Preisträger haben zwei solcher Viren entdeckt und Methoden entwickelt, mit denen weitere, noch unbekannte Tumorviren gefunden werden können. Weltweit geht jede sechste Krebserkrankung auf eine Virusinfektion zurück.

Dabei sind viral bedingte Tumoren eigentlich biologische Unfälle – molekulare Sackgassen sozusagen – weil sich die Viren in den Tumorzellen in der Regel nicht mehr vermehren. Ihr Erbgut geht früher oder später mit den Tumorzellen unter. Chang und Moore interessieren sich deshalb auch dafür, wie es zu diesen biologischen Unfällen kommt und welche Rückschlüsse sich daraus für die Entstehung von Krebs ziehen lassen.

Professor Patrick S. Moore

Paul-Ehrlich-Preis für Virusforscher

© Joshua Franzos/Paul Ehrlich-Stiftung

Tumor mit bloßem Auge zu erkennen

"Damit tragen die Preisträger erheblich zur Krebsforschung bei", begründet der Stiftungsrat die Ehrung in der Mitteilung. Chang und Moore haben das Humane Herpesvirus 8 (HHV-8) und das Merkelzell-Polyomavirus (MCV) entdeckt. HHV-8 verursacht das Kaposi-Sarkom, MCV das Merkelzell-Karzinom.

Das Kaposi-Sarkom war früher ein seltener Gefäßtumor, der mit bloßem Auge an seinen tiefroten Flecken und Knoten der Haut zu erkennen ist. Er tritt vor allem bei Patienten mit Aids auf. In Afrika ist das Kaposi-Sarkom inzwischen eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Das Merkelzell-Karzinom ist ein seltener Tumor der Haut. Chang und Moore haben auf vielfache Weise belegt, dass diese beiden Viren tatsächlich für die Entstehung der Tumorerkrankungen verantwortlich sind. Chang ist Professorin für Pathologie am "University of Pittsburgh Cancer Institute". Moore ist Professor und Direktor des Krebsvirologie-Programms an dem Institut.

Die beiden sind verheiratet und arbeiten seit Anfang der 1990er Jahre zusammen. Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis ist eine der international angesehensten Auszeichnungen, die in der Bundesrepublik auf dem Gebiet der Medizin vergeben werden.

Professor Yuan Chang

Paul-Ehrlich-Preis für Virusforscher

© Joshua Franzos/Paul Ehrlich-Stiftung

Nachwuchspreis für Biotechnologen

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis geht in diesem Jahr an Dr. Volker Busskamp (36), Forschungsgruppenleiter am DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien der TU Dresden (CRTD). Busskamp ist Biotechnologe, Neurowissenschaftler und Stammzellforscher. Er verknüpft Nervenzellen zu künstlichen Schaltkreisen in der Petrischale und untersucht damit wichtige Aspekte der Informationsverarbeitung des Gehirns.

Busskamp gewinnt die menschlichen Nervenzellen durch die Differenzierung induzierter Stammzellen. Damit er auf verschiedene Nervenzell-Typen zurückgreifen kann, sucht er nach relevanten Faktoren für den jeweiligen Differenzierungsprozess. Er hofft, dass er bald einen Teil der 320 verschiedenen Nervenzelltypen herstellen und in Schaltkreisen verwenden kann.

Vorher hat Busskamp über eine Form der angeborenen Blindheit gearbeitet, der Retinitis pigmentosa. Es ist ihm gelungen, blinden Mäusen durch eine Gentherapie einen Teil ihrer Sehkraft zurückzugeben.

Dr. Volker Busskamp

Paul-Ehrlich-Preis für Virusforscher

© Sven Doering/Paul Ehrlich-Stiftung

Das Konzept wird inzwischen klinisch erprobt. Der Preisträger hat zudem zwei kurze RNA-Sequenzen identifiziert, die dafür sorgen, dass die Lichtempfindlichkeit der Sinneszellen in der Netzhaut erhalten bleibt. Er konnte belegen, dass diese Sequenzen ebenfalls für eine Therapie infrage kommen. "Busskamps Ideenreichtum und sein brillantes technisches Können sind die Basis für diese Erfolge", schreibt der Stiftungsrat. (eb/eis)

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis

Der Preis wird an Paul Ehrlichs Geburtstag (14. März) in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Geehrt werden Forscher für Arbeiten auf Paul Ehrlichs Forschungsgebiet: Immunologie, Krebsforschung, Hämatologie, Mikrobiologie und der Chemotherapie.

Finanziert wird der seit 1952 verliehene Preis vom Bundesgesundheitsministerium, dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller und durch Spenden.

Der Nachwuchspreis geht an in Deutschland tätige Wissenschaftler für herausragende Leistungen in der biomedizinischen Forschung. Das Preisgeld muss forschungsbezogen verwendet werden.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Krebsfrüherkennung

Darmkrebs: Wie finden wir die Jungen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebsfrüherkennung

Darmkrebs: Wie finden wir die Jungen?

Lesetipps
Grafik mit Bildern von Flip-Flops auf gelbem Untergrund

© [M] Springer Medizin Verlag | Sandalen: krissikunterbunt/Stock.Adobe.com

Welt-Psoriasis-Tag

Neurodermitis und Psoriasis: Wer vom Flip-Flop-Phänomen betroffen sein könnte