Giemen

Pfeifatmung bei Kindern? Aufs Alter achten!

Mehr als jedes dritte Kind entwickelt im ersten Lebensjahr Episoden mit pfeifender Atmung. Hauptursache sind dabei Erkältungen. Dieser Anteil geht mit dem Alter deutlich zurück, nicht jedoch das Giemen durch körperliche Belastung, Allergene oder andere Trigger.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Bei den älteren Kindern der Studie trat die Pfeifatmung am häufigsten nach Belastung und als Folge von Luftallergenen auf.

Bei den älteren Kindern der Studie trat die Pfeifatmung am häufigsten nach Belastung und als Folge von Luftallergenen auf.

© Lydie stock / stock.adobe.com

LEICESTER. Pfeifende Atemgeräusche bei Kindern sind nichts Ungewöhnliches. Häufig lösen Erkältungen ein Keuchen und Fiepen aus, aber auch Allergene, körperliche Belastung, Lachen und Weinen können zur Pfeifatmung führen.

Wie häufig solche Probleme auftreten, welchen Anteil Erkältungen daran haben und wie sich die Prävalenz der Pfeifatmung im Laufe der Kindheit verändert, ist wenig bekannt. Eine Kohortenstudie aus Leicester in Großbritannien kann hier etwas mehr Klarheit schaffen.

Danach gehen erkältungsbedingte Atemgeräusche mit der Zahl der Lebensjahre zwar deutlich zurück, nicht aber solche, die durch andere Auslöser bedingt sind.

Analyse von 7600 Kindern

Für die Analyse haben Forscher um Dr. Maja Jurca von der Kinderklinik in Bern Angaben zu über 7600 Kindern ausgewertet, die zwischen 1993 und 1997 im Raum Leicester zu Welt kamen (Pediatric Pulmonology 2017; online 16. August). Deren Eltern waren zwischen 1998 und 2010 regelmäßig zu Atembeschwerden befragt worden.

Unter anderem sollten sie auch angeben, ob ihr Nachwuchs in den vergangenen zwölf Monaten Episoden mit hell klingendem Pfeifen oder Fiepen aus dem Brustraum bei der Atmung zeigte. Zudem wurden die Eltern gefragt, ob solche Episoden nur während einer Erkältung oder auch ohne Infekte auftraten. War Letzteres der Fall, wurde nach möglichen Triggern gefragt.

Von den Kindern im ersten Lebensjahr hatten nach den Angaben der Eltern 36 Prozent Episoden von Pfeifatmung. Die Einjahresprävalenz betrug bei den fünf bis sechs Jahre alten Kindern nur noch 17 Prozent und blieb dann weitgehend konstant. Erkältungsbedingt lag die Prävalenz im ersten Lebensjahr bei 24 Prozent. Bis zu einem Alter von sieben bis neun Jahren sank dieser Wert auf 5 Prozent und änderte sich bei älteren Kindern kaum noch.

Erkältungsunabhängige Trigger machten 12 Prozent der Kinder im ersten Lebensjahr zu schaffen. Dieser Anteil variierte bis zum 17. Lebensjahr nur geringfügig zwischen 8 und 10 Prozent . Hier kam es folglich mit zunehmendem Alter zu keinem Rückgang.

Als häufigste Trigger (mit und ohne Erkältung) nannten die Eltern im ersten Lebensjahr Lachen und Weinen (zehn Prozent ) gefolgt von körperlicher Belastung (neun Prozent) und Nahrungsmitteln (drei Prozent). Aeroallergene kreuzten nur zwei Prozent der Eltern an.

Bei den ältesten Kindern (14 bis 17 Jahre) sah die Verteilung jedoch anders aus: Hier klagten 13 Prozent unter Belastung über Pfeifatmung und zehn Prozent litten unter Luftallergenen, andere Ursachen wurden wesentlich seltener genannt.

Selten im Alltag beeinträchtigt

Starke Belastungen durch Atemprobleme traten jedoch recht selten auf. So stellten die Eltern in den unterschiedlichen Altersgruppen bei zwei bis fünf Prozent eine Kurzatmigkeit fest, ebenso häufig wurden Beeinträchtigungen im Alltag notiert. Schlafstörungen mindestens einmal pro Woche durch Atembeeinträchtigungen erlitten neun Prozent der Einjährigen, aber nur noch zwei Prozent im Alter von 14–17 Jahren.

Für Ärzte interessant sind jedoch eher die relativen Zahlen, schließlich müssen sie bei Atemgeräuschen die Ursachen herausfinden. Von den Einjährigen mit Pfeifatmung leiden nach diesen Angaben 68 Prozent an Infekten, von den 14- bis 17-Jährigen hingegen nur 40 Prozent.

Für Letztere sind folglich erkältungsunabhängige Trigger entscheidender, dazu zählen in der oberen Altersgruppe vor allem körperliche Belastung und Luftallergene. Bei älteren Kindern sind die Beschwerden also häufiger asthmatisch, bei Kleinkindern eher erkältungsbedingt.

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