Reizdarm: Lösliche Ballaststoffe von Vorteil

Ein hoher Ballaststoffanteil in der Nahrung kann bei Patienten mit Reizdarmsyndrom die Beschwerden lindern. Entscheidend ist jedoch die Art der Ballaststoffe. So erwiesen sich Flohsamen als vorteilhaft.

Von Kerstin Nees Veröffentlicht:
Lösliche Ballaststoffe wie Flohsamen (Plantago psyllium) lindern die Symptome bei Reizdarm-Patienten. © imago / imagebroker

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UTRECHT. Patienten mit Reizdarmsyndrom bekommen oft den Rat, den Ballaststoffanteil in der Ernährung zu erhöhen. Die wissenschaftliche Basis für diese Empfehlung ist jedoch dünn. Zudem gibt es viele verschiedene Ballaststoffe, die unterschiedliche Eigenschaften und Effekte haben. Aus diesem Grund untersuchten Dr. C. J. Bijkerk von der Universität Utrecht und Kollegen die Wirksamkeit zweier verschiedener Ballaststoffe bei 275 Patienten mit Reizdarmsyndrom (BMJ 339, 2009, b3154). Nach Randomisierung auf drei Gruppen erhielten die Patienten über 12 Wochen zweimal täglich 10 Gramm Flohsamen (Plantago psyllium, löslicher Ballaststoff), Kleie (unlöslicher Ballaststoff) oder Placebo (Reismehl).

Die Wirksamkeit der Behandlung wurde nach einem, zwei und drei Monaten erfasst. Als Responder galten Patienten, die in wenigstens zwei von vier Wochen eine deutliche Verbesserung der Beschwerden empfanden. Das waren in der Flohsamen-Gruppe nach einem Monat mit 59 Prozent signifikant mehr als in der Placebo-Gruppe mit 35 Prozent. Auch nach zwei Monaten profitierten Patienten der Flohsamen-Gruppe signifikant im Vergleich zu Placebo (59 Prozent vs. 41 Prozent).

Im dritten Monat war der Unterschied zwischen beiden Behandlungsgruppen nicht mehr signifikant (46 Prozent vs. 32 Prozent). Die Wirksamkeit der Kleie-Einnahme war dagegen nur im dritten Monat signifikant besser als die von Placebo (57 Prozent vs. 32 Prozent). Der Symptomscore besserte sich bei Patienten, die das Flohsamen-Präparat erhielten, um 90 Punkte. Bei Kleieverwendern ging der Score um 58 Punkte zurück und in der Kontrollgruppe um 49 Punkte.

Kleie hat keinen klinisch relevanten Nutzen für Patienten mit Reizdarmsyndrom, folgern die Autoren aus diesen Ergebnissen. Zudem scheinen viele Patienten diese unlöslichen Ballaststoffe nicht zu tolerieren, wie die Auswertung der Studienabbrecher ergab. Von den anfangs 271 einbezogenen Patienten haben 111 (40 Prozent) die Studie vorzeitig beendet, davon 50 ohne Angabe von Gründen.

10 Patienten nannten eine fehlende Wirksamkeit als Grund und 34 vertrugen das Präparat nicht. Die Abbruchrate war am höchsten bei Patienten, die auf Kleie randomisiert waren (44 Prozent). Sie stiegen größtenteils bereits im ersten Monat aus und gaben doppelt so oft wie Patienten der anderen Gruppen Unverträglichkeit als Grund dafür an.

Stichwort Ballaststoffe

Ballaststoff ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Substanzen. Sie lassen sich zum Beispiel nach ihrer Wasserlöslichkeit in lösliche und unlösliche Ballaststoffe einteilen. Lösliche Ballaststoffe, zu denen außer Flohsamen auch Inulin und Pektin sowie Schleimstoffe, Pflanzengummis und Gele aus Algen gehören, binden Wasser, vergrößern die Stuhlmenge und verkürzen die Verweildauer des Stuhls im Dickdarm. Sie werden von den Darmbakterien rasch und weitgehend vollständig zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut.

Zu den wasserunlöslichen Ballaststoffen zählen Cellulose, Hemicellulose und Lignin. Auch sie können sehr viel Wasser an sich binden. Sie werden von den Bakterien des Dickdarms jedoch nicht oder nur zu ganz geringen Anteilen abgebaut und zum größten Teil mit dem Stuhl ausgeschieden. (nke)

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