Routine-Zuckertest für alle Schwangeren? Ja, aber... - sagt das IQWiG

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KÖLN (Rö). Schwangere, bei denen im Laufe der Schwangerschaft die Blutzuckerwerte deutlich steigen, können durch eine Behandlung das Risiko bestimmter Geburtskomplikationen verringern. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln sieht daher in seinem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht, wie kurz berichtet, eine Voraussetzung gegeben, allen Schwangeren eine Routineuntersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes anzubieten.

Das Institut sieht einen Hinweis, dass ein solcher Test das Risiko von Komplikationen bei der Geburt reduzieren kann. Wie es betont, müssten dafür allerdings Voraussetzungen erfüllt sein, die bislang in Deutschland nicht immer gegeben sind.

Um den Nutzen einer Therapie beurteilen zu können, hat das Institut 25 Studien ausgewertet. Daraus ergab sich ein Hinweis, dass bei Schwangeren mit einer ausgeprägten Störung des Zuckerstoffwechsels eine Behandlung das Risiko bestimmter seltener Geburtskomplikationen verringert. Dazu gehören Schulterdystokien, durch die dem Kind ein Sauerstoffmangel droht. Weil Geburtshelfer dann schnell zu Gegenmaßnahmen greifen, kann es häufiger zu Verletzungen von Mutter und Kind kommen.

Obwohl einige Fachgesellschaften seit Jahren solch ein Screening empfehlen, seien mögliche Schäden bislang nicht ausreichend untersucht: Das Institut konnte nach seinen Angaben keine Studien finden, die direkt belegten, dass eine Reihenuntersuchung mehr nutze als schade. Die potenziellen Risiken hat das Institut jedoch als nicht so schwerwiegend bewertet, dass sie den möglichen Nutzen, die Reduktion der perinatalen Komplikationen, aufwiegen könnten.

Wie sollen Frauen mit einer Störung des Zuckerstoffwechsels routinemäßig entdeckt werden? Bislang werden hierzu vor allem drei Alternativen diskutiert: Der erste Vorschlag lautet, dass alle Schwangeren einen oralen Glukosebelastungs- oder -toleranztest machen sollen, der misst, wie der Stoffwechsel auf die schnelle Aufnahme einer größeren Zuckermenge reagiert. Einige Fachleute schlagen eine Vorauswahl der zu testenden Frauen vor: Nur diejenigen Frauen sollten einen solchen Test machen, die bestimmte Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes haben, wie höheres Alter, Übergewicht oder Diabetes in der Familie. Der dritte Vorschlag lautet, zur Vorauswahl eine Kurzvariante des Glukosebelastungstests einzusetzen.

Ein Ergebnis des IQWiG-Berichtes ist, dass die Schwangeren, für die die maßgeblichen Therapiestudien einen Nutzen gezeigt haben, durch einen Glukose-Kurztest als erste Stufe ausgewählt worden waren.

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