Schlaganfall in Berlin
STEMO beschleunigt Lysestart
Das Berliner Schlaganfall-Mobil STEMO beschert Schlaganfall-Patienten schneller eine Behandlung. Die Zeit bis zur Lyse kann bei einer Versorgung im Wagen um 25 Minuten gesenkt werden, wie eine aktuelle Analyse zeigt.
Veröffentlicht:BERLIN. Das Berliner Schlaganfall-Mobil STEMO bewährt sich zunehmend. Eine neue Analyse zeigt jetzt, dass der spezielle Rettungswagen nicht nur die Zeit zur Lyse verkürzt, sondern auch sicher ist (JAMA 2014; 311(16): 1622-1631).
Das "Stroke-Einsatz-Mobil" (STEMO) ist seit Anfang 2011 in der Hauptstadt im Einsatz. Das Besondere: An Bord befindet sich nicht nur Computertomograf, sondern auch ein Minilabor zur schnellen Diagnostik. Somit lässt sich bereits am Einsatzort feststellen, ob es sich um einen Insult ischämischer Genese handelt und eine Lyse indiziert ist.
Außerdem fährt immer ein Neurologe mit zum Einsatz, der über eine Notarztqualifikation verfügt. Das Rettungspersonal ist speziell für die Insultdiagnostik und -therapie geschult. Das Ziel des Projekts: Noch vor dem Rettungstransport soll die Thrombolyse initiiert werden.
Für die Prüfung des Outcomes hatten die Forscher Daten von 6182 erwachsenen Patienten ausgewertet, die von Mai 2011 bis Januar 2013 behandelt wurden. Verglichen wurden die Behandlungen in den Wochen, in denen STEMO zum Einsatz kam (3213 Patienten), mit jenen, in denen das Mobil nicht eingesetzt wurde (2969 Patienten). Erste Ergebnisse der Berliner PHANTOM-S-Studie* waren bereits Mitte 2013 vorgestellt worden.
Nach den jetzt publizierten Daten wurde in den STEMO-Wochen die Lyse bei Patienten mit einem ischämischen Insult und ohne Kontraindikationen deutlich früher gestartet. Das verwundert auf den ersten Blick zwar nicht, doch die Unterschiede sind enorm. Im Schnitt reduzierte sich allein in den Wochen, in denen das Mobil im Einsatz war, die mittlere Zeit vom Notruf zur Lyse um 15 Minuten - und zwar bei allen Patienten in der Interventionsgruppe.
25 Minuten eher zur Lyse bei Behandlung im STEMO
Noch deutlicher fiel der Unterschied bei den Patienten aus, die tatsächlich im STEMO behandelt wurden: Hier sank die Zeit zur Lyse im Mittel um 25 Minuten. Dieser Geschwindigkeitsvorteil hat letztlich für den Vorteil in der gesamten STEMO-Woche gesorgt.
Mit dem Einsatz des Fahrzeugs erhöhte sich insgesamt die Zahl der Thrombolysen - von 21 Prozent außerhalb der STEMO-Wochen auf 33 Prozent bei Patienten, die in dem Mobil behandelt wurden. Das könnte dafür sprechen, dass durch STEMO mehr Patienten innerhalb der "Golden Hour" erreicht werden können.
Kritiker hatten bereits beim Start des Projekts auf mögliche Gefahren der präklinischen Lyse hingewiesen. So könnte etwa trotz des Einsatzes eines Stroke-Teams die Zahl von gefährlichen Blutungen bei den Patienten zunehmen.
Doch diese Befürchtung bewahrheitete sich nicht in der PHANTOM-S-Studie: Die Rate intrazerebraler Blutungen lag in der STEMO-Gruppe mit sieben von 200 Fällen sogar unter der Gruppe der konventionell behandelten Patienten (22 von 323 Fällen) - Odds ratio 0,42. Auch die Siebentages-Mortalität zeigte für die STEMO-Patienten kein erhöhtes Risiko. Hier betrug das Verhältnis nicht signifikant 0,76 zugunsten des Stroke-Mobils.
Ein Manko der Studie bleibt jedoch, was die Autoren auch einräumen: Denn untersucht wurde als primärer Endpunkt nur die Zeit zur Lyse. Die Sicherheitsaspekte waren der sekundäre Endpunkt. Um endgültig zeigen zu können, dass das Berliner Stroke-Mobil sogar einen Überlebensvorteil bringt, müssten weitere Studien auch über längere Zeit den neurologischen Outcome und die Langzeitmortalität vergleichen. (nös)
*PHANTOM-S: Prehospital Acute Neurological Treatment and Optimization of Medical care in Stroke Study