Herz-Kreislauf
Schwankender Blutdruck ist riskant
BIRMINGHAM. Bei ambulanten Patienten sollten große Blutdruckschwankungen zwischen den Arztbesuchen als Indiz für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko ernst genommen werden.
Dies belegen die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie, für die Daten von 25.814 Teilnehmern der Studie ALLHAT (Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial) verwendet wurden. An der mehr als 10 Jahre alten ALLHAT-Studie zum Vergleich verschiedener Antihypertonika hatten Patienten mit Bluthochdruck teilgenommen, die 55 Jahre oder älter waren und mindestens einen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen hatten (Ann Intern Med 2015; online 28. Juli).
Zentraler Faktor für die aktuelle Analyse waren die Schwankungen von systolischem (SBP) und diastolischem Blutdruck (DBP) bei verschiedenen Arztbesuchen, "visit-to-visit variability" (VVV).
Die VVV war definiert als Standardabweichung (SD) der Messwerte bei sieben Untersuchungen, die zwischen sechs und 28 Monate nach Randomisierung stattfanden.
Als Studienendpunkte wurden festgelegt: letale koronare Herzkrankheit (CHD) oder nicht letaler Myokardinfarkt (MI), allgemeine Mortalität, Schlaganfall und Herzinsuffizienz. Die Studienteilnehmer wurden nach der 28-Monats-Untersuchung bis zum Auftreten eines der vier Studienendpunkte oder bis zum Ende des Follow-up der ALLHAT-Studie beobachtet.
Teilnehmer, die innerhalb der ersten 28 Monate ein kardiovaskuläres Ereignis hatten, wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt.In einem mittleren Beobachtungszeitraum von 2,7-2,9 Jahren (maximal 5,7 Jahre) waren 1194 Fälle von tödlicher CHD oder nicht tödlichem MI, 1948 Todesfälle, 606 Schlaganfälle und 921 Fälle von Herzinsuffizienz zu verzeichnen.
Jeder einzelne Endpunkt trat häufiger auf, je größer die SD des systolischen Blutdrucks (SBP) war. Die Patienten wurden je nach Höhe der SD von SBP in Quintile stratifiziert: < 6,5 mmHg (Quintil 1); 6,5 bis < 8,7 mmHg (Quintil 2); 8,7 bis < 11,0 mmHg (Quintil 3); 11,0 bis < 14,4 mmHg (Quintil 4);= 14,4 mmHg (Quintil 5).
Bei Patienten bei denen die Variabilität des systolischen Blutdrucks am höchsten war, erhöhte sich das Risiko verglichen mit dem niedrigsten Quintil im Beobachtungszeitraum für letale koronare Herzkrankheit oder nicht letalen Myokardinfarkt um 30 Prozent, für Tod um 58, für Schlaganfall um 46 und für Herzinsuffizienz um 25 Prozent. Auch eine höhere Variabilität des diastolischen Blutdrucks war mit kardiovaskulären Ereignissen und Sterblichkeit assoziiert. (cc)