Kohortenstudie

TNF-Hemmer sicher nach Brustkrebs?

Eine RA kann auch bei Frauen mit Mamma-Ca in der Anamnese mit einem TNF-Inhibitor behandelt werden.

Veröffentlicht:

STOCKHOLM. Ob Hemmstoffe des Tumor-Nekrose-Faktors (TNF) die Entstehung bzw. das Wiederauftreten von Krebs begünstigen können, ist nicht abschließend geklärt. In einer Metaanalyse wurde zwar eine erhöhte Rate an Malignomen festgestellt, die meisten Registeranalysen lassen aber keine solche Verbindung erkennen.

Derzeit wird in den US-amerikanischen Leitlinien für Rheumatoide Arthritis (RA) zu einem restriktiven Einsatz von TNF-Inhibitoren geraten, sofern eine maligne Erkrankung weniger als fünf Jahre zurückliegt. Nach diesem Zeitraum scheint eine TNF-Hemmer-Therapie zumindest für Brustkrebspatientinnen relativ sicher zu sein. Darauf deuten die Ergebnisse einer schwedischen Kohortenstudie hin (Ann Rheum Dis 2014; online 8. August).

In den fünf Jahren nach Therapieeinleitung wurde keine Zunahme von Rezidiven beobachtet. Die Daten seien "beruhigend", schreiben die Studienautoren um Pauline Raaschou. Allerdings warnen die Autoren vor einer Verallgemeinerung ihrer Beobachtungen: Bei aktiver Krankheit, kürzer zurückliegender Diagnose oder anderen Krebsarten seien ungünstige Folgen nicht auszuschließen.

Die Forscher hatten mit Hilfe von zwei nationalen Registern 120 Frauen identifiziert, die an Brustkrebs erkrankt waren und im Mittel neun Jahre später wegen RA eine TNF-Hemmer-Therapie begonnen hatten. Ihnen hatten sie ebenso viele Frauen mit ähnlicher Krankengeschichte, aber ohne Biologikabehandlung gegenübergestellt.

Bei allen Frauen war der Brustkrebs bei Studieneinschluss in Remission. Während des knapp fünfjährigen Follow-up wurden pro 1000 Personenjahre in der TNF-Gruppe 15 und in der Kontrollgruppe 16 Brustkrebsrezidive diagnostiziert.

Auch wenn berücksichtigt wurde, dass die TNF-Hemmer-Patientinnen etwas seltener einen Lymphknotenbefall hatten und nicht so häufig einer Mastektomie oder einer Chemotherapie unterzogen worden waren, war ihr Rezidivrisiko nicht verschieden von dem der Biologika-naiven Patientinnen (Hazard Ratio, HR: 1,1; 95%-Konfidenzintervall 0,4-2,8).

Sogar bei Frauen, die innerhalb von fünf Jahren nach der Brustkrebsdiagnose mit der TNF-Hemmer-Therapie begonnen hatten, war die Rezidivrate nicht signifikant erhöht (HR: 1,4, 95%-Konfidenzintervall 0,2-8,6). Allerdings hatten nur 17 Frauen einen so frühen Therapiestart, die Risikoabschätzung war daher wenig genau.

Auch leidet die Aussagekraft der Studie unter der geringen Teilnehmerzahl. Laut Raaschou et al. wären fast doppelt so viele Frauen notwendig gewesen, um eine Risikosteigerung um 50% sicher nachzuweisen. (bs)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

MASAI-Studie

KI könnte das Mammografiescreening effizienter machen

Im Screeningverlauf

Veränderung der Brustdichte beeinflusst das Brustkrebs-Risiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fünf Studien

Lohnt sich Blutdrucksenkung unter 120 mmHg?

Maternale Risdiplam-Behandlung

Erfolgreiche Therapie bei einem Fetus mit spinaler Muskelatrophie

MASAI-Studie

KI könnte das Mammografiescreening effizienter machen

Lesetipps
Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?

Ein Arzt ist im Gespräch mit seinem Patienten. Der Arzt hält ein Herzmodell in der Hand.

© rocketclips / stock.adobe.com

Zwei Millionen Erwachsene untersucht

Zehn Jahre länger leben ohne fünf kardiovaskuläre Risiken