Venlafaxin hilft rasch bei sozialer Phobie

HAMBURG (grue). Das Unternehmen Wyeth erwartet in Kürze eine Zulassungserweiterung für das Antidepressivum Venlafaxin in Deutschland. Das Präparat kann dann auch für Patienten mit sozialer Phobie angewendet werden.

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Grundlage für die erweiterte Zulassung des Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmers Venlafaxin (Trevilor retard®) sind vier Studien mit insgesamt 1400 Patienten mit sozialer Phobie, wie Dr. Reinhard J. Boerner von der Universität München bei einer Veranstaltung von Wyeth in Hamburg berichtet hat. Venlafaxin ist damit nach dem MAO-Hemmer Moclobemid und dem SSRI Paroxetin das dritte Antidepressivum, das nachweislich auch bei sozialer Phobie hilft.

Nach Angaben Boerners haben mindestens zwei Prozent der Erwachsenen eine soziale Phobie. Die Betroffenen erhalten aber oft nur eine Psychotherapie, obwohl mit Medikamenten überzeugende Therapieerfolge innerhalb relativ kurzer Zeit erreichbar seien, sagte der Psychiater. Das konnte unter anderem in Kurzzeitstudien belegt werden, in denen retardiertes Venlafaxin (75 bis 225 mg täglich) gegen Paroxetin und Placebo geprüft wurde.

Beide Verumpräparate wirkten signifikant besser als Placebo und führten bei doppelt so vielen Patienten (60 versus 30 Prozent) zu einer deutlichen Besserung innerhalb von zwölf Wochen. In einer kontrollierten Langzeitstudie mit Venlafaxin für sieben Monate konnte ein ähnlicher Behandlungserfolg erzielt werden. "Da Venlafaxin auch gegen Depression, Panikstörung und generalisierte Angst wirkt, können mit nur einer Substanz die soziale Phobie und ihre häufigsten Begleiterkrankungen behandelt werden", so Boerner.

Das dürfte auch zu einer Kostenersparnis führen, wie Professor Jürgen Fritze vom Verband der privaten Krankenversicherung gesagt hat. Er wies darauf hin, daß mit Venlafaxin im Vergleich zu verschiedenen SSRI um zehn Prozent höhere Remissionsraten bei Depression erzielt werden. Bei einer Remission bilden sich die Beschwerden völlig zurück, was einem Rückfall oder einer späteren Wiedererkrankung vorbeugt.

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