Fieberanfall bei Epilepsie
Verlangsamtes EEG deutet auf Hirnschädigung
Fokal verlangsamte EEG-Signale nach einem fiebrigen Status epilepticus können möglicherweise früh eine beginnende Epilepsie ankündigen. Sie gehen oft mit MRT-Veränderungen einher, die auf eine Hirnschädigung deuten.
Veröffentlicht:NEW YORK. Kinder mit Fieberkrämpfen haben ein etwa zehnfach erhöhtes Risiko, später an einer Epilepsie zu erkranken. Umgekehrt hatten etwa 30 Prozent der Patienten mit therapieresistenter Temporallappen-Epilepsie Fieberkrämpfe in ihrer Kindheit.
Besonders gefährdet sind offenbar Kinder mit einem febrilen Status epilepticus: Etwa jedes Dritte entwickelt eine mesial temporale Sklerose und eine folgende fokale Epilepsie.
Der Epileptologe Professor Bernhard Steinhoff vom Epilepsiezentrum Kehl-Kork warnt daher davor, einen solchen Anfall mit einem relativ harmlosen Fieberkrampf zu verwechseln, vielmehr sollten Ärzte rasch gegen den Anfall vorgehen (wir berichteten).
Dass ein febriler Status epilepticus ernst zu nehmen ist, bestätigen nun auch Daten der langfristig angelegten Studie FEBSTAT (Consequences of Prolonged Febrile Seizures) (Neurology 2012: 27; 79(22): 2180-2186).
Neurologen um Dr. Douglas Nordli aus New York City hatten Angaben zu knapp 200 Kindern ausgewertet, die innerhalb von 72 Stunden nach dem Anfall ausführlich untersucht worden waren, unter anderem per EEG und MRT.
Bei 90 Kindern (45 Prozent) hatten sich im EEG abnorme Signale gezeigt - bei 85 waren diese nicht epileptiform. Auffällig waren vor allem eine Verlangsamung der Signale (bei 58 Kindern) sowie eine fokale temporale Lokalisation (45 Kinder) und eine fokale Abschwächung (25 Kinder).
EEG als Marker für fokale Läsion?
Bei Kindern mit EEG-Verlangsamung waren deutlich häufiger Veränderungen im MRT zu finden als bei Kindern ohne verlangsamte EEG-Wellen (39 versus 19 Prozent), auch traten bei ihnen häufiger abnorme T2-Signale im Hippocampus auf (23 versus 5 Prozent).
Zudem stieg das Fieber bei Kindern mit fokaler EEG-Verlangsamung seltener über 40°C als bei Kindern ohne diese EEG-Veränderung (8,5 versus 34 Prozent).
Die Neurologen um Nordli vermuten, dass bei Kindern mit EEG-Verlangsamung oder -Abschwächung akute fokale Läsionen auftreten, die später zu einer Epilepsie führen können. Die EEG-Veränderungen wären dann ein guter Marker für solche Schädigungen und möglicherweise noch aussagekräftiger als MRT-Aufnahmen.
Vielleicht lassen sich per EEG sogar gezielt diejenigen Kinder erkennen, die später eine fokale Epilepsie entwickeln. So zeigte in der FEBSTAT-Studie ein Drittel der Kinder eine EEG-Verlangsamung oder -Abschwächung.
Ob es sich dabei um das gleiche Drittel der Kinder handelt, die nach einem febrilen Status epilepticus eine Epilepsie entwickeln, könnte eine Langzeitauswertung der FEBSTAT-Studie in einigen Jahren zeigen.