US-Analyse
Was falsch-positive Mammografien anrichten
Jedes Mammografie-Screening produziert falsch-positive Befunde. Der Schaden für die betroffenen Frauen hält sich jedoch in Grenzen - wenn die Ergebnisse einer US-Studie zutreffen.
Veröffentlicht:LEBANON. Experten gehen davon aus, dass 40 Prozent aller Frauen, die sich alle zwei Jahre einer Screening-Mammografie unterziehen, innerhalb von zehn Jahren einen abnormen Befund haben, der sich nach weiterer Abklärung als gutartig erweist (Ann Intern Med 2011; 155: 481).
Diese "Nebenwirkung" der Reihenuntersuchung zur Brustkrebs-Früherkennung muss bei der Nutzen-Risiko-Abwägung berücksichtigt werden. US-Ärzte halten den dadurch angerichteten Schaden jedoch für überschaubar.
"Falsch-positive Befunde gehen einher mit einer messbaren, aber geringen und vorübergehenden Zunahme der Angst", schreiben Forscher um Anna N. A. Tosteson aus Lebanon im US-Staat New Hampshire (JAMA Intern Med 2014, online 21. April).
Die Ärzte hatten Teilnehmerinnen einer Mammografie-Studie mit negativen und falsch-positiven Befunden telefonisch zu ihrer psychischen und gesundheitlichen Verfassung befragt, und zwar kurz nach der Untersuchung und ein Jahr später. 1028 von 1226 Frauen nahmen an beiden Runden teil.
Mehr Ängste bei Frauen mit positivem Testergebnis
Bei der ersten Befragung zeigten sich die Frauen mit positivem Testergebnis allgemein mehr von Ängsten geplagt als die Vergleichsgruppe (Spielberger State-Trait Anxiety Inventory mit 6 Fragen, STAI-6: 35,2 vs. 32,7). Innerhalb eines Jahres ließ ihre Angst aber deutlich nach (-1,51 Punkte im STAI-6).
Die stärkere psychische Belastung der Frauen mit (fälschlich) positivem Befund hatte jedoch keine Auswirkung auf die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes: Weder im Euro QoL EQ-5D noch in einer Beurteilungsskala von 0-100 schnitten sie zu einem der beiden Zeitpunkte schlechter ab als die Frauen mit unauffälligem Screening-Ergebnis.
Erwartungsgemäß mussten sich Frauen mit positivem Erstbefund im Folgejahr öfter weiteren bildgebenden Untersuchungen (66,2 vs. 4,5 Prozent) und Biopsien (14,6 vs. 1,1 Prozent) unterziehen. Die zusätzliche Diagnostik war bei ihnen häufiger mit Ängsten verbunden als bei Frauen ohne entsprechende Vorgeschichte.
Trotzdem wurde ihre Absicht, in den nächsten zwei Jahren erneut zum Screening zu gehen, dadurch nicht beeinträchtigt (93,4 vs. 93,5 Prozent). Die Bereitschaft zur Screening-Teilnahme wurde durch ein falsch-positives Screening-Ergebnis sogar mehr als verdoppelt.
70 Prozent der Frauen gaben an, sie würden bis zu vier Stunden Fahrt auf sich nehmen, wenn sie dadurch eine falsch-positive Mammografie vermeiden könnten: Diese Quote war aber unabhängig davon, ob die Frauen bereits eine solche Erfahrung hinter sich hatten; entscheidend war vielmehr, wie viel Angst sie vor einer solchen Fehldiagnose hatten. (BS)