Vogelhalterlunge
Wenn das Federbett schwer krank macht
Obwohl er selbst keine Vögel hielt, erkrankte ein Mann an einer Vogelhalterlunge. Die Ursache lag in seinem Bett.
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Federn im Kissen führten zu einer Federbettenlunge.
© Kerrick / Getty Images / iStock
Aberdeen. Unter Geflügelzüchtern, Tierhändlern oder Papageienbesitzern ist die Vogelhalterlunge eine nicht ganz seltene und meldepflichtige Berufskrankheit: eine schwere Lungenentzündung, ausgelöst durch tierische Proteine, die sich im Federstaub und Kot der Tiere befinden.
Doch auch vogellose Menschen können daran erkranken, ohne dass die Ursache auf den ersten Blick ersichtlich ist. Das zeigt die Kasuistik eines 43-jährigen britischen Mannes, der nach dreimonatiger Leidenszeit mit Atemnot und ausgeprägten Erschöpfungszuständen ein Krankenhaus aufsuchen musste (BMJ Case Reports 2019; online 18. November).
Kein Schimmel, keine Tiere
Zu Beginn wurde er wegen einer Atemwegsinfektion behandelt, allerdings ohne Erfolg. Im Gegenteil, sein Zustand verschlechterte sich bald so stark, dass er wochenlang arbeitsunfähig war und schon nach wenigen Schritten kaum mehr Luft bekam.
Wie er angab, benötigte er am Ende eine halbe Stunde, um die Treppe zu seinem Schlafzimmer zu bewältigen: Nach jeweils zwei Stufen musste er sich hinsetzen und ausruhen.
Ärzte kamen der Ursache lange nicht auf die Spur: In seinem Haus wurde praktisch kein Schimmelbefall festgestellt – die Pilze können bekanntlich allergische Reaktionen und Atemwegsbeschwerden auslösen. Der Mann besaß zwar einen Hund und eine Katze, jedoch konnten sie als Faktor ebenfalls ausgeschlossen werden.
Dagegen hielt er keine Vögel und kam auch nicht näher mit diesen Tieren in Kontakt, weshalb Ärzte sie anfänglich als Auslöser nicht in Erwägung zogen – die entsprechenden Allergene waren ja scheinbar nicht vorhanden.
Erst als der Pneumologe Dr. Owen Dempsey vom Aberdeen Royal Infirmary hinzugezogen wurde, kamen die behandelnden Ärzte auf die richtige Spur. Sie hatte dennoch mit Federn zu tun: Die Gesundheitsprobleme begannen, nachdem der Mann seine synthetische Bettwäsche gegen Federbetten ausgetauscht hatte.
Dadurch entwickelte der Patient eine seltene Unterform der Vogelhalterlunge, die als Federbettenlunge bezeichnet wird. Er hatte Staub der Enten- oder Gänsefedern aus dem Kopfkissen und der Bettdecke eingeatmet und so eine allergische Entzündungsreaktion ausgelöst. Unbehandelt kann das sogar zu einer chronischen Lungenfibrose führen.
Fünf Jahre bis zu ersten Symptomen
Bluttests ergaben, dass der Betroffene enorm hohe Antikörpertiter gegen die Federstauballergene im Blut aufwies. Lungenscans enthüllten schließlich noch die typischen Anzeichen einer Lungenentzündung durch Überempfindlichkeit.
Mit dieser Diagnose konnte der Mann letztlich richtig behandelt werden: Er entfernte sofort die Daunenbettwäsche und bekam Steroide, die innerhalb von zwei Tagen Wirkung zeigten. Ein Jahr später erreichte er wieder eine Sauerstoffsättigung im Blut von altersgemäßen 97 bis 98 Prozent.
Die Mediziner warnen, dass Federbetten eine bislang unterschätzte Risikoquelle für die Vogelhalterlunge sein könnten – zumal es bis zu fünf Jahre dauern kann, bis die ersten Symptome auftreten. Lungenärzte sollten deshalb bei der Anamnese auch darauf achten, wie sich Patienten betten, so die Aufforderung der Studienautoren.
Dieser Artikel ist zuerst am 19.11.2019 auf www.spektrum.de erschienen.