Überraschende Studie

Wie herzgesund ist Pflanzenöl?

Veröffentlicht:

Fördert der Ersatz von gesättigten Fettsäuren etwa in tierischen Produkten durch Pflanzenöle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren die Herzgesundheit? Aber ja, werden viele antworten. Zweifel an dieser These wecken allerdings Ergebnisse einer bereits vor Jahrzehnten in Minnesota durchgeführten und kürzlich neue analysierten Studie bei mehr als 2300 Probanden (BMJ 2016; 353: i1246).

 Zwar führte der Ersatz von gesättigten Fettsäuren durch vermehrten Konsum von Planzenölen mit hohem Linolsäure-Anteil zu einem Abfall der LDL-Cholesterinwerte. Eine Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen hatte diese Ernährungsumstellung jedoch nicht zur Folge - im Gegenteil: Bei der Mortalitätsrate zeigte sich ein unerwarteter Anstieg. (ob)

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Kommentare
Klaus Wolf 05.08.201623:14 Uhr

Alle Pflanzenöle in einen Topf?

@ Lutz Hertel: Ist es wirklich ein Erdbeben?
Die bereits vor Jahrzehnten durchgeführte oben angegebene Studie dürfte ein Erdbeben wohl nicht auslösen können. Damals wurden noch Sonnenblumen- und Distelöle favorisiert. In den letzten Jahren vor der großen Verunsicherung wurden aber mehr Öle mit einem großen Teil einfach ungesättigter Fettsäuren empfohlen. Man muss die verschiedene Wirkung der unterschiedlichen Öle berücksichtigen. Herr Bayerl nannte schon einen der Unterschiede zwischen Linolsäure und Linolensäure.

Vielleicht kann die Ärzte Zeitung einen wirklich kompetenten Fachmann gewinnen, der die aktuell gesicherten Empfehlungen bezüglich Pflanzenölen und tierischen Fetten (außer Fischölen), gesättigten, einfach und mehrfach ungesättigten FS, Arachidonsäure etc. zur Prophylaxe von Herz-Kreislauferkrankungen nennen kann. Die Verunsicherung unter Kollegen ist groß, der obige Beitrag vom 11.7. hat eher dazu beigetragen, wie man auch an diesen Kommentaren sehen kann.

Wolfgang P. Bayerl 12.07.201607:37 Uhr

man sollte (in einer Ärztezeitung) schon zwischen Linolsäure und Linolensäure unterscheiden können!!!

die erste wirkt proinflamatorisch, die zweite antiinflamatorisch
und selbst die Linolensäure ist in ihrer Wirkung den "tierischen" (Fische) 0mega-3 Fetten noch unterlegen.

Rudolf Hege 11.07.201614:41 Uhr

Omega-6-FS?

Nun ja, immerhin war das eine der Studien, auf denen aktuelle Leitlinien basieren. Wenn also die Studie falsch interpretiert worden war, dann beruhen die Leitlinien auf falschen Daten bzw. auf einer Fehlinterpretation. (Wenn es stimmt, was ich gelesen habe, dann fand man die Daten im Nachlass von Wissenschaftlern um Ancel Keys. Man hatte offensichtlich die Daten bewusst unterdrückt, um die Lieblingsthese von Keys - der Verzehr von gesättigten Fetten erhöhe die KHK-Sterblichkeit - nicht zu gefährden..)

Verwunderlich ist das Ergebnis jedoch nicht. Es ist ja nichts Neues, dass Omega-6-Fettsäuren, wie die Linolsäure im Übermaß ungesund sind, insbesondere, weil wir davon sowieso viel zu uns nehmen. Eine weitere "Aufsättigung" muss also kontraproduktiv sein. In den 60er-Jahren unterschied man jedoch nur in gesättigte und ungesättigte Fette. Die weitere Differenzierung der ungesättigten FS erfolgte erst später. So kam es dann zu der Empfehlung "gesunde Öle" wie Sonnenblumenöl oder Distelöl zu verwenden. Diese Empfehlungen sind überholt. Auch die pauschale Aussage, dass alle gesättigten Fette per se ungesund seien ist nicht mehr haltbar.

Wie so oft, kommt es eben auch hier auf die "Dosis" an...

Thomas Georg Schätzler 11.07.201611:40 Uhr

Manchmal lohnt es sich...

Studien genauer zu lesen. Dann bemerkt man oft, welcher medizinische Schwachsinn dahinter steckt:
Der Titel dieser im British Medical Journal unter BMJ. 2016 Apr 12;353:i1246. doi: 10.1136/bmj.i1246
publizierten Arbeit von C. E. Ramsden lautet:
"Re-evaluation of the traditional diet-heart hypothesis: analysis of recovered data from Minnesota Coronary Experiment (1968-73)".

Es geht also um re-evaluierte, 43 bis 48 alte Studiendaten von 1968-1973: damals gab es noch nicht mal Statine oder Fibrate, keine Lipid-Apherese, geschweige denn Ezetemibe oder Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (englisch proprotein convertase subtilisin/kexin type 9 (PCSK-9). In meiner Berliner Studienzeit in der FU von 1972-1975 wurden gerade mal 2 Patienten vorgestellt, die fast ungenießbares Cholestyramin-Pulver zur verzweifelten Cholesterinsenkung bekamen.

Die bahnbrechende 4-S-Studie (Scandinavian Simvastatin Survival Study) in Lancet: Vol. 344, S. 1383 ff., 1994) als ein Meilenstein in der Herzforschung wurde auch erst vor 22 Jahren veröffentlicht.

Wer so alte Studiendaten wie das Minnesota Coronary Experiment von 1968-1973 reanimieren will, sollte sich nicht wundern, dass die dort eingesetzten Pflanzenöle längst ranzig geworden sind.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Lutz Hertel 11.07.201611:20 Uhr

Randnotiz über ein Erdbeben

Warum ist diese das Weltbild der KHK-Herzmedizin und ihrer Fachgesellschaften erschütternde Veröffentlichung der Ärzte Zeitung nur eine Randnotiz wert? Ich bin gespannt, wie die Fachorgane und -gesellschaften der Kardiologie darauf reagieren werden. Die etablierte Standardempfehlung, tierische Fette durch pflanzliche Öle zu ersetzen, müsste konsequenter Weise nun strikt unterlassen werden. Es müssten daraüber hinaus große Anstrenungen der mediengestützten Aufklärung erfolgen, um die ansLicht beförderten Tatsachen öffentlichektiswirksam zu kommunizieren.

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