Essgewohnheiten in der Schwangerschaft
Wie wirkt sich vegane Ernährung auf das Wachstum des ungeborenen Kindes aus?
Neugeborene Kinder von Veganerinnen sind vergleichsweise klein und leicht, haben Forscher aus Israel beobachtet. Andererseits scheint diese Art der Ernährung das Risiko für eine übermäßige Gewichtszunahme der Schwangeren zu verringern.
Veröffentlicht:Tel Aviv. Obwohl sich besonders junge Frauen im gebärfähigen Alter oft für eine fleischlose Ernährung entscheiden, gibt es bisher wenige Studien über deren Vor- oder Nachteile in der Schwangerschaft. Wissenschaftler aus Israel haben jetzt untersucht, ob es Assoziationen zwischen Essgewohnheiten der Mutter und Schwangerschaftskomplikationen gibt (Arch Gynecol Obstet 2020; 302:887-898).
Mit Fragebögen sammelten sie Daten von fast 1.500 Frauen, die sich vor der Schwangerschaft mindestens ein Jahr vegan (17 Prozent), vegetarisch (neun Prozent) oder ohne Einschränkungen (74 Prozent) ernährt und dies beibehalten hatten. Das Forscherteam stellte fest, dass die vegane Ernährungsweise verglichen mit klassischen Essgewohnheiten mit einem niedrigeren Perzentil beim Geburtsgewicht der Kinder assoziiert war (im Schnitt 43 versus 53). Zudem ging sie mit einem um 74 Prozent erhöhten Risiko für eine kleine Körpergröße im Verhältnis zur Gestationszeit (SGA) und einer um 39 Prozent niedrigeren Wahrscheinlichkeit für eine übermäßige Gewichtszunahme der Mutter einher.
Keine Assoziation zwischen Ernährung und Frühgeburt
Vegetarische Essgewohnheiten waren mit einem um 52 Prozent geringeren Risiko für eine zu starke Gewichtszunahme der Schwangeren assoziiert, verglichen mit einer Ernährung ohne Einschränkungen. Beim Vergleich dieser beiden Gruppen wurde kein Unterschied hinsichtlich SGA festgestellt. Zwischen Essgewohnheiten und Frühgeburt oder zu niedrigem Geburtsgewicht (<2500g) beobachteten die Forscher um Dr. Yuval Kesary von der Universität Tel Aviv keine Assoziationen.
Dass sowohl Veganerinnen als auch Vegetarierinnen ein geringeres Risiko für eine übermäßige Gewichtszunahme zu haben schienen, könnte laut Kesary und Kollegen auch daran liegen, dass ihr BMI schon vor der Schwangerschaft niedriger war als bei den Frauen, die sich an keine Diät hielten.
Ein niedriger BMI ist auch ein Risikofaktor für SGA, sodass sich die beobachtete Assoziation, ein höheres Risiko für SGA-Kinder bei Veganerinnen, möglicherweise auch darauf zurückführen lässt, dass diese häufiger untergewichtig waren, vermuten die Wissenschaftler. Veganer haben ein höheres Risiko für Mikronährstoffmangel an Eisen, Zink und B12, was in früheren Studien mit Komplikationen bei der Schwangerschaft assoziiert war.
Forscher empfehlen sorgfältiges Monitoring
„Veganerinnen sollten, besonders wenn sie vor der Schwangerschaft untergewichtig sind, ihre Nährstoff- und Proteinaufnahme sorgfältig kontrollieren. Zudem könnte eine Überwachung des fetalen Wachstums angebracht sein“, raten Kesary und Kollegen. Jedoch sollten die Studienergebnisse vorsichtig interpretiert werden, da kein Zusammenhang mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht beobachtet worden sei.