Langzeitstudie

Zahl der Raucher in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen

Momentan rauchen in Deutschland ein Viertel mehr Menschen als kurz vor der Pandemie. Das geht aus der „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“ hervor.

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Seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Anteil der Raucher in Deutschland zugenommen. Das ist ein Ergebnis der „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Anteil der Raucher in Deutschland zugenommen. Das ist ein Ergebnis der „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“.

© Frank Hoermann / SVEN SIMON / picture alliance

Düsseldorf/Heidelberg/Hamm. Der Anteil der Raucher in Deutschland ist einer Langzeitstudie zufolge seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Er liegt derzeit bei den Menschen ab 14 Jahren bei über einem Drittel (34,5 Prozent), wie aus der repräsentativen „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) hervorgeht. Vor der Corona-Pandemie (Anfang 2020) waren es noch etwa 27 Prozent. Momentan rauchen also ein Viertel mehr Menschen als kurz vor der Pandemie.

Rückfällig durch Corona-Stress?

Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagte der Epidemiologe und Debra-Leiter Daniel Kotz der Deutschen Presse-Agentur. Kotz, der an der Uni-Klinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt leitet, führt den Trend in erster Linie auf die Rückfälligkeit von Ex-Rauchern zurück, die im Zuge sogenannten Corona-Stresses wieder angefangen haben. Zu beobachten sei aber weiterhin, dass viele junge Leute in Deutschland gar nicht erst anfingen zu rauchen - anders als in den 70er, 80er und 90er Jahren.

„Erfreulich ist, dass immer weniger Jugendliche rauchen“, sagt auch Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) im westfälischen Hamm. „Bei den Erwachsenen beobachten wir aktuell leider einen gegenläufigen Trend.“ Deshalb bleibe noch viel zu tun. „Auch in der Tabakkontrollpolitik zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern“, sagt Rummel. „Das Beispiel Neuseeland zeigt, dass es auch anders geht: Dort soll der Verkauf von Zigaretten langfristig ganz verboten werden. Eine nachhaltige Verringerung des Tabakkonsums gehört auch in Deutschland ganz oben auf die gesundheitspolitische Agenda.“

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Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg betont, der jüngste Anstieg des Anteils rauchender Menschen zeige, dass die deutsche Regierung weiterhin zu wenig tue. „Immer noch dürfen die Hersteller ihre tödlichen Produkte am Verkaufsort bewerben und sie rund um die Uhr an zahlreichen Automaten verkaufen. Rauchenden werden zu wenig Anreize für einen Rauchstopp geboten, und sie erhalten zu wenig Unterstützung beim Ausstieg. Zudem bringen die Hersteller zunehmend neue Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel auf den Markt.“

Da die Produkte abhängig machten und ein Gesundheitsrisiko seien, müssten auch sie streng reguliert werden. „Andere EU-Länder wie Irland oder Finnland sind Deutschland diesbezüglich weit voraus.“ Dort gebe es seit etlichen Jahren klare Präventionsstrategien. Dadurch habe dort der Anteil rauchender Menschen weit unter 20 Prozent gesenkt werden können. (dpa)

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