Auch bei Frauen

Zu viel Kalzium verkürzt das Leben

Bloß nicht zu viel des Guten: Kalzium ab einer Menge von 1400 Milligramm pro Tag ist offenbar für Frauen schädlich. Was viel klingt, ist allerdings schnell erreicht - vor allem mit viel Milchprodukten und zusätzlichen Tabletten.

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Reichlich Kalzium.

Reichlich Kalzium.

© pinoquio_9 / fotolia.com

UPPSALA. Eine Kalziumzufuhr von mehr als 1400 Milligramm pro Tag ist offenbar schädlich: Bei Frauen geht sie mit einer erhöhten (kardiovaskulären) Mortalität einher.

Besonders gefährdet scheinen Frauen, die trotz hoher Kalziumzufuhr über die Nahrung auch noch Kalzium in Tablettenform zu sich nehmen.

In den letzten Jahren haben mehrere Studien einen Zusammenhang zwischen der Zufuhr größerer Mengen Kalzium und dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse hergestellt.

Zuletzt hatte eine im Februar in "JAMA" veröffentlichte Untersuchung ergeben, dass Männer, aber nicht Frauen, die Kalzium in hohen Dosierungen (= 1000 mg/d) supplementieren, ein erhöhtes Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.

Nun zeigt eine prospektive Kohortenstudie aus Schweden, dass große Mengen an Kalzium auch für Frauen zu viel des Guten sein können.

Für die Studie haben Ärzte um Prof. Karl Michaëlsson von der Universität Uppsala Daten der Swedish Mammography Cohort analysiert. 61.433 Frauen mit Geburtsjahrgang 1914 bis 1948 waren beginnend in den Jahren 1987 bis 1990 im Median 19 Jahre lang beobachtet worden.

In dieser Zeit starben 11.944 Teilnehmerinnen, davon 3862 aus kardiovaskulärer Ursache, 1932 an einer ischämischen Herzerkrankung und 1100 an einem Schlaganfall. 38.984 Frauen hatten bei Studieneinschluss und zehn Jahre später detailliert über ihre Ernährung Auskunft gegeben.

Die höchste (kardiovaskuläre) Mortalität hatten Frauen, deren Diät mehr als 1400 mg Kalzium pro Tag enthielt. Im Vergleich zu Frauen mit einer Ernährung mit nur 600 bis 999 Milligramm Kalzium lag ihre Sterberate um 40 Prozent höher (BMJ 2013; 346: f228).

Ihre Mortalität durch kardiovaskuläre Ereignisse beziehungsweise durch eine ischämische Herzkrankheit war ebenfalls deutlich gesteigert, und zwar um 49 beziehungsweise um 114 Prozent. Keinen Einfluss hatte die hohe Kalziumzufuhr dagegen auf die Gefahr eines tödlichen Schlaganfalls.

Leitlinien-Empfehlungen berücksichtigen

Jede vierte Studienteilnehmerin führte sich Kalzium auch in Tablettenform zu. Die Supplementierung an sich war jedoch nicht mit einem Anstieg der (kardiovaskulären) Mortalität verbunden.

Lediglich bei Frauen, die bereits über die Ernährung mehr als 1400 Milligramm Kalzium zu sich nahmen, wurde unter Kalzium-Tabletten (500 mg/d) eine weitere Steigerung der Mortalität festgestellt.

Gegenüber Frauen, die Kalzium ausschließlich über die Nahrung und nur in Tagesdosen von 600 bis 999 Milligramm zu sich nahmen, war ihr Sterberisiko sogar auf das 2,57-Fache erhöht.

Da offenbar insbesondere die Kombination aus sehr kalziumreicher Ernährung und dem Gebrauch von Kalziumtabletten die Mortalität nach oben klettern lässt, empfehlen die Studienautoren die Erhöhung der Kalziumzufuhr zur Frakturprävention auf ältere Menschen mit einer niedrigen Kalziumaufnahme zu beschränken - und sie nicht auf Personen auszudehnen, "die ohnehin schon ausreichende Mengen an Kalzium zu sich nehmen".

Michaëlsson und Kollegen betonen aber auch, dass eine Kalziumaufnahme erst über 1400 Milligramm pro Tag mit einer höheren Mortalität assoziiert war. Dies deckt sich weitgehend mit der Leitlinie des Dachverbandes Osteologie.

Dort heißt es, dass eine Tageszufuhr von 1000 Milligramm Kalzium zur Osteoporoseprävention ausreicht. Dieser Bedarf sei meistens über kalziumreiche Lebensmittel wie Käse, Milch oder Joghurt sowie Mineralwasser zu decken. In der Leitlinie werden außerdem ausdrücklich 1500 Milligramm als Obergrenze für die Gesamtkalziumzufuhr genannt. (bs)

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Kommentare
Dr. Annelie Weiske 18.03.201314:57 Uhr

Einzelbetrachtungen

Wie immer werfen diese unsinnigen Einzelbetrachtungen mehr Fragen auf, als sie vermeintlich beantworten. Wie sah die Magnesium- und Kaliumversorgung aus, wie der Folsäurewert und die übrigen Vit. B-Werte, Vit. K? Wie war die Eiweiß-Aufnahme im Verhältnis zu Kalium...


Steffen Jurisch 18.03.201308:01 Uhr

Dümmer geht nimmer...

oder doch?
Wie viel Generationen an Professoren und deren Schüler müssen eigentlich noch sterben, bis man bemerkt, dass Studien, die nur einen Faktor betrachten und zu einem Schluss kommen, nichts taugen? Nicht wenn es sich um Menschen handelt?
Falls es die Herren Professoren noch nicht bemerkt haben sollten: Ein Mensch ernährt sich nicht nur von Kalzium… und vor allem, ein Mensch am Ort A mit einem Beruf Y hat unter Gerantie einen anderen Stoffwechsel als ein Mensch B an einem Ort C und einem Beruf X - selbst wenn der Ort und der Berug gleich wären, der Mensch ist immer noch unterschiedlich zum anderen.

Und für die Ärzte die diesen Bericht lesen sollten und ihn in als "Argumentationsgrundlage" nutzen wollen würden - Milch und Co sind im Gesamtergebnis keine Kalzium Spender, sie verhalten sich im günstigsten Fall als Kalzium neutral. Allerdings ist die Milch insgesamt als schädlich für den Menschen anzusehen - ich bin gespannt, wann endlich Springer und Co sich mal mit echter Wissenschaft befasst und deren Ergebinsse verbreiten hilft - aber da sind ja die Hintermänner nicht dran interessiert… armes Deutschland.

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