Hessen

Alpha-Variante kein Infektionstreiber in Kitas

Zwei Studien zeigen keine größeren unerkannten Corona-Infektionsherde in hessischen Kindertagesstätten - auch in Zeiten höherer Inzidenzen.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Rollbahn, im Hintergrund unscharf: Kinder und eine erwachsene Person, außerdem kleine Stühle und Bilder an der Wand; Es handelt sich nicht um Infektionsherde für das COVID-19, bzw. SARS-CoV-2-Virus.

Eine Rollbahn in einer Kindertagesstätte: Kitas sind keine Orte, wo sich Infektionen stark verbreiten, lautet für Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) das Fazit der Studien.

© dpa

Wiesbaden. Entgegen anderweitigen Befürchtungen ist das Corona-Infektionsgeschehen in Kindertagesstätten auch in Zeiten höherer Inzidenzen und der Ausbreitung der Alpha-Variante nicht höher als in der sonstigen Bevölkerung.

Dies ist das Ergebnis der Safe-Kids-Studien II und III, die Professor Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie der Universitätsklinik Frankfurt am Main, und Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Donnerstag vorstellten.

Die Vorgängerstudie Safe-Kids-I hatte basierend auf Erhebungen von Juni bis September vorigen Jahres keine Infektionen bei Kita-Kindern gezeigt, lediglich bei zwei Erzieherinnen. Allerdings waren seinerzeit die Inzidenzen in der Gesamtbevölkerung sehr niedrig, weswegen im Januar und Februar zunächst Safe-Kids-II anlief, als die Sieben-Tage-Inzidenzen in Hessen zwischen 50 und 110 lagen und damit sehr viel höher als damals.

Drei akute Infektionen

Dabei wurden in 47 hessenweit repräsentativ verteilten Kitas insgesamt 557 Kinder sowie 334 Erzieherinnen und Erzieher zwei Mal wöchentlich auf SARS-CoV-2 getestet. Die Auswertung der PCR-Tests von den 5019 gewonnenen Abstrichen ergab, dass bei drei Kindern während des Studienzeitraums eine Infektion vorlag. Bei vier weiteren Kindern und einer Erzieherin wiesen die Befunde auf eine bereits zurückliegende Infektion hin, die zum Testzeitpunkt aber nicht mehr übertragbar war.

Da später die zunächst in Großbritannien aufgetauchte Alpha-Variante im Verdacht stand, sich stärker unter Kindern und Jugendlichen zu verbreiten, wurden im Mai und Juni dieses Jahres erneut 756 Kinder sowie 226 Kita-Beschäftigte aus 46 Einrichtungen in Hessen regelmäßig getestet (Safe-Kids-III). Zu diesem Zeitpunkt reichten die Inzidenzwerte in Hessen lokal bis zu 124 auf 100 .000 Menschen pro Woche. Das Ergebnis: Bei 2964 Abstrichen kein positiver PCR-Test.

Bei Studie III wurde im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen die sogenannte Lolli-Methode erprobt, bei der Kinder und Personal vor dem Kita-Besuch zu Hause an einem Tupfer lutschen.

„Es gab also keinen höheren Ansteckungsgrad bei Alpha als befürchtet“, sagte Klose. Ciesek wies darauf hin, dass zum Zeitpunkt von Safe-Kids-III 80 Prozent der Kita-Beschäftigten bereits mindestens eine COVID-Impfung erhalten hatten. „Kitas sind relativ sichere Orte, wenn die Inzidenzen niedrig sind – auch Alpha hat an dieser Erkenntnis nichts geändert“, so die Virologin.

Neue Schließungen vermeidbar?

Eingedenk der Ergebnisse beider Studien sagte Klose, „wir fühlen uns bestätigt, dass Kitas keine Orte sind, wo sich Infektionen stark verbreiten“. Mit Blick auf ein möglicherweise im Herbst oder Winter wieder steigendes Corona-Infektionsgeschehen hofft der Minister angesichts der Daten, künftig auf Kita-Schließungen verzichten zu können – „aber ich kann das auch nicht ausschließen“.

Die aktuell rasante Ausbreitung der Delta-Variante könnte eine vierte Studie zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll erscheinen lassen, sagte Ciesek, im Moment mache das aber keinen Sinn, da die Inzidenzen gerade sehr niedrig seien.

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