Bessere Versorgung
Brandenburg erhält vier neue palliativmedizinische Tageskliniken
Das Innovationsfondsprojekt „SEELE“ kümmert sich in Brandenburg um todkranke Patientinnen und Patienten. An vier Standorten sollen sie künftig in punkto Selbständigkeit und Lebensqualität unterstützt werden.
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Stationäre Tageskliniken sollen in Brandenburg künftig Krankenhausaufenthalte verringern.
© Albrecht Weisser / Westend61 / picture alliance
Potsdam. Todkranke Brandenburger können künftig in vier palliativmedizinischen Tageskliniken versorgt werden. Sie sind Teil des Innovationsfondsprojektes „SEELE“, das am Freitag mit einer Festveranstaltung in der Potsdamer Staatskanzlei eröffnet wurde. „SEELE“ steht dabei für Selbstständigkeit und Lebensqualität: An den vier Standorten in Potsdam, Rüdersdorf, Eberswalde und Neuruppin sollen palliativ erkrankte Menschen von einem multiprofessionellen Team behandelt werden.
Außerdem plant und organisiert ein Koordinator an jedem Versorgungsstandort einen bedarfsgerechten Ablauf der Behandlung. Durch die Anbindung an Krankenhäuser können auch komplexe Behandlungen wie Aszites- oder Pleurapunktionen tagesklinisch durchgeführt werden, ohne dass ein vollstationärer Aufenthalt notwendig ist. Eine Notfall-Hotline ist 7 Tage die Woche, 12 Stunden pro Tag erreichbar. „Gerade Palliativpatienten möchten oft nicht mehr ins Krankenhaus“, sagt die Vorsitzende des Brandenburger Hausärzteverbands, Dr. Karin Harre. „Da ist es ein Riesenvorteil, wenn die Menschen morgens abgeholt und abends wieder nach Hause gefahren werden.“
Projekt rückt den Menschen in den Mittelpunkt
Getragen wird das Projekt von einem Konsortium, dem das Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, die Immanuel-Klinik in Rüdersdorf, das GLG Werner-Forßmann-Klinikum in Eberswalde und das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg angehören. Evaluiert wird es von der Medizinischen Hochschule Brandenburg und der Technischen Universität Berlin.
„Unser Projekt rückt den Menschen in den Mittelpunkt“, sagt die Chefärztin der Klinik für Innere Medizin am Alexianer St. Josefs-Krankenhaus, Dr. Gesine Dörr. Sie gehört mit der Leitenden Oberärztin Dr. Katrin Ziemann zu den maßgeblichen Initiatoren. „Selbstständigkeit und Lebensqualität sind zwei Werte, die eigentlich völlig selbstverständlich sind, aber ein unschätzbares Gut für Patienten am Lebensende.“
Unterstützung gibt es auch von Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW). „Schwerstkranke Menschen bedürfen einer besonders spezialisierten palliativmedizinischen Behandlung, die von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten kaum zu leisten ist“, sagte die Politikerin am Freitag in Potsdam. Als Folge müssten vor allem im ländlichen Brandenburg Patientinnen und Patienten häufig stationär aufgenommen werden, um alle nötigen Therapien zu erhalten.
Tageskliniken als wichtige Schnittstelle
„In diese Lücke wollen wir jetzt mit SEELE stoßen“, sagte Müller. Künftig könne man an vier Standorten im Land gebündelt eine medizinische, therapeutische und psychosoziale Behandlung anbieten. „Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung immer älter wird und damit auch der Bedarf an Palliativversorgung steigen wird, ist dieses Konzept innovativ und zukunftsweisend.“
Der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Heiner Melching, würdigte ebenfalls das neue Projekt. Tageskliniken stellten eine wichtige Schnittstelle zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung dar. „Im Krankenhaus ist das Problem der Palliativmedizin nicht, dass sie zu teuer ist, sondern dass sie keone kostenintensiven Interventionen befördert, und somit zu billig ist“, sagt Melching. Einer der Vorteile von „SEELE“ sei es, dass man sich stärker als bisher am konkreten Bedarf der Betroffenen orientieren könne. (lass)