Niedersachsen

Corona-Impfung mit Kochsalz? Polizei sucht auch Beweise für Abrechnungsbetrug

Der Skandal um eine Krankenschwester, die in einem Corona-Impfzentrum in Niedersachsen, Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen haben soll, weitet sich aus. Nun wird auch wegen Abrechnungsbetrugs ermittelt.

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Impfzentrum im Landkreis Friesland: Die Beamten der Ermittlungsgruppe „Vakzin“ sind in diesem Landkreis in mehreren Impfzentren auf der Suche nach Beweisen für Abrechnungsbetrug.

Impfzentrum im Landkreis Friesland: Die Beamten der Ermittlungsgruppe „Vakzin“ sind in diesem Landkreis in mehreren Impfzentren auf der Suche nach Beweisen für Abrechnungsbetrug.

© Mohssen Assanimoghaddam / dpa / picture alliance

Oldenburg. Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschft Oldenburg wegen möglicher Corona-Impfungen mit Kochsalzlösung hat die Polizei am Donnerstag mehrere Räumlichkeiten durchsucht. Die Durchsuchungen fanden vor allem im Landkreis Friesland in Niedersachsen statt, teilte das Polizeipräsidium Oldenburg mit. Ein Sprecher sagte am Donnerstagvormittag, es gehe bei den Durchsuchungen um den Verdacht des Abrechnungsbetruges.

Am Nachmittag verlautete dann, es seien Geschäftsräume der DRK-Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde, des DRK-Landesverbandes Oldenburg sowie Privatwohnungen von DRK-Angestellten durchsucht worden. Dabei hätten die Ermittler Aktenordner, PCs, Laptops, Tablets und Mobiltelefone sichergestellt. Die Datenträger würden nun ausgewertet.

Der DRK-Kreisverband Jeverland war für eine Stellungnahme anlässlich der Durchsuchungen zunächst nicht zu erreichen. Auch das Impfzentrum in Schortens wurde durchsucht, das vom DRK betrieben wird.

Vierstelliger Schaden entstanden?

Der Verdacht richte sich gegen fünf DRK-Mitarbeiter, wie die Polizeidirektion mitteilte. Ihnen wird demnach vorgeworfen, von Februar bis Juli dieses Jahres mehr Arbeitsstunden von Personal, das im Impfzentrum Schortens eingesetzt wurde, abgerechnet zu haben als tatsächlich geleistet wurden. Wie hoch der entstandene Schaden ist, sei noch unklar. Aus ersten Stichproben zu Stundenabrechnungen, die beim Landkreis Friesland eingereicht wurden, hätten sich Verdachtsmomente ergeben, die auf einen Schaden im vierstelligen Bereich hindeuteten, heißt es weiter.

Die achtköpfige Ermittlungsgruppe „Vakzin“ war erst vergangene Woche von der Polizei eingerichtet worden, um die Ermittlungen in einem Verdachtsfall etwaiger Impfungen mit Kochsalzlösung voranzutreiben. Der Oldenburger Polizeivizepräsident Andreas Sagehorn hatte erklärt, in den vergangenen Wochen und Monaten habe sich der Umfang und die Komplexität dieser Ermittlungen deutlich erhöht. Daher sei es nötig, die Ermittlungsarbeit breiter aufzustellen.

Ermittlungen auch gegen Krankenschwester

Ermittelt wird dabei gegen eine examinierte Krankenschwester. Sie hatte eingeräumt, am Impfzentrum in Schortens am 21. April sechs Spritzen für Corona-Schutzimpfungen überwiegend mit Kochsalzlösungen gefüllt zu haben. Ihr war beim Anmischen ein Fläschchen mit Impfstoff runtergefallen, was sie nach eigener Aussage vertuschen wollte. Am 10. August hatten Kreis und Polizei dann mitgeteilt, dass laut Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Frau weitere Spritzen mit Kochsalzlösungen aufgezogen habe. Der Anwalt der Beschuldigten versicherte zuletzt, die Tat seiner Mandantin am 21. April sei ein Einzelfall gewesen.

Um möglicherweise fehlenden Impfungen nachzuholen, sollen nach aktuellem Stand der Dinge dennoch knapp zehntausend Betroffene als Vorsichtsmaßnahme nachgeimpft werden. (dpa)

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