Rheinland-Pfalz

Mainzer Unimedizin mit Millionenverlust

Es überrascht wenig, dass die Mainzer Unimedizin 2022 ein dickes Minus eingefahren hat. Die Stimmung in dem von internen Konflikten aufgewühlten Haus und bei der Landesregierung dürfte das nicht bessern.

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Mainz. Trotz gestiegener Patientenzahlen ist die Mainzer Universitätsmedizin noch tiefer in die Verluste gerutscht. Insgesamt stand für das Jahr 2022 ein Defizit von 65,1 Millionen Euro (Vorjahr: 38,9 Mio.) zu Buche, wie die Unimedizin am Freitag in Mainz mitteilte. Das größte Krankenhaus von Rheinland-Pfalz verwies unter anderem auf gestiegene Kosten für Energie und Personal. Kräftig nach oben ging es auch mit Ausgaben für Instandhaltungen und Sanierungen am recht alten Gebäudebestand.

Auch für das laufende Jahr rechnet die Unimedizin mit weiter steigenden Kosten und Personalengpässen – und erwartet ein Minus von mehr als 57 Millionen Euro.

„Im letzten Jahr stieg die Zahl der Patienten trotz noch schwelender Corona-Pandemie wieder deutlich an“, sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Pfeiffer. Das sei ein großer Vertrauensbeweis gewesen. Stationär wurden demnach im Jahr 2022 rund 60.000 Menschen behandelt und damit gut 950 mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der ambulant behandelten Patienten ging nach oben, unter dem Strich standen Umsätze aus Krankenhausleistungen in Höhe von rund 507 Millionen Euro nach 487 Millionen im Jahr 2021 – ein Plus von mehr als vier Prozent.

„Eine Vielzahl von Herausforderungen“

Pfeiffer sprach von einer Vielzahl von Herausforderungen, etwa dem „Spagat“ zwischen universitärer Spitzenmedizin und lokaler Daseinsvorsorge als Stadtkrankenhaus. Mit dem Mangel an Fachkräften habe die Unimedizin 2022 noch mehr als in den Jahren davor zu kämpfen gehabt, hinzu seien die stark gestiegenen Kosten für Energie und Personal gekommen. Die meisten Krankenhäuser wiesen negative Ergebnisse auf. Das zeige die Dringlichkeit einer Krankenhausreform.

Die Kosten für Material kletterten den Angaben zufolge um etwa 19 Prozent auf rund 333 Millionen Euro, bei den Kosten für Instandhaltungen und Sanierungen ging es nach 31,4 Millionen Euro im Jahr 2021 nach oben – auf 37,3 Millionen Euro. Damit seien auch außerplanmäßige Sanierungen bezahlt worden.

Die Mainzer Unimedizin hat einen vergleichsweise alten Gebäudebestand mit teils weit auseinander liegenden Bauten, was den Betrieb erschwert und Kosten in die Höhe treibt. Ein Baumasterplan sieht bis zum Jahr 2038 Investitionen in Höhe von insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro vor.

539 Millionen Euro fürs Personal

Für das gesamte Personal wendete die Unimedizin im Jahr 2022 rund 539 Millionen Euro auf, das waren 3,8 Prozent mehr im Jahr davor. Treiber hierfür seien vor allem Tariferhöhungen gewesen, teilte die Unimedizin mit. Beschäftigt waren Ende 2022 in dem Haus 8698 Mitarbeiter.

Der gesundheitspolitische Sprecher der oppositionellen CDU-Fraktion, Christoph Gensch, sagte, das Defizit sei sogar noch größer als im Corona-Jahr 2020. „Die Unimedizin verbrennt in immer schnellerem Tempo abenteuerliche Summen und gerät damit immer mehr in Schieflage“, kritisierte er. Das Land führe die Klinik durch eine strukturelle Unterfinanzierung an den Rand der Handlungsunfähigkeit.

Neben dem Jahresabschluss beschäftigte sich der Aufsichtsrat der Unimedizin am Freitag auch mit dem seit Monaten schwelenden Zwist vor allem zwischen den Leitern zahlreicher Kliniken unter dem Dach der Unimedizin auf der einen und dem kaufmännischen Vorstand auf der anderen Seite. Die Klinikleiter werfen dem Vorstand einen zu rigiden Sparkurs vor. In der Mitteilung vom Freitag hieß es, es werde intensiv auch unter Einbeziehung externer Kräfte an Lösungen gearbeitet. Man sei gewiss, dass allen Beteiligten die Lage bewusst sei und mit Hochdruck daran gearbeitet werde, bestehende Probleme zu lösen.

Kürzlich war ein Experte für Kommunikation und Konfliktmanagement eingesetzt worden, außerdem wurde das Beratungsunternehmen Roland Berger beauftragt, die Organisation der Unimedizin zu analysieren. Mit der angestoßenen Überprüfung der Organisation werde eine gute Grundlage geschaffen, dass der neue Vorstand ab dem kommenden Frühjahr die Prozesse optimieren könne, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende und Gesundheitsstaatssekretär Denis Alt (SPD). „Dies ist dringend notwendig, wenn die Universitätsmedizin ihrem Anspruch als Top-Standort für Medizin und Forschung auch in Zukunft gerecht werden will.“ (dpa)

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