Hessischer Kinderarzt gestorben
Nach Todesfall fordert Kammerchef höchste Corona-Impfpriorität für Niedergelassene
In Hessen lasse die Politik niedergelassene Ärzte ungeimpft arbeiten und stehle sich aus ihrer Verantwortung, kritisiert Kammerpräsident Pinkowski.
Veröffentlicht:Frankfurt/Main. Nach dem Tod eines Kinderarztes im Odenwald infolge einer COVID-19-Erkrankung hat der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Dr. Edgar Pinkowski, „umgehende Corona-Impfungen für niedergelassene Ärzte und Medizinische Fachangestellte“ gefordert.
Täglich seien ambulant tätige Haus- und Fachärzte sowie MFA mit der Herausforderung konfrontiert, sowohl Corona-positive Patienten, als auch Patienten mit unklarem Status und mit anderen Erkrankungen zu versorgen, so Pinkowski. Auch in den Praxen stünden Ärztinnen und Ärzte in der Pandemie an vorderster Front.
Kritik an Landesregierung
Dass die Politik bisher nicht auf die wiederholte Forderung von Kammer und Kassenärztlicher Vereinigung reagiert habe, in der unmittelbaren Patientenversorgung tätige, niedergelassene Ärzte samt Assistenzpersonal umgehend gegen Corona impfen zu lassen, mache ihn fassungslos, sagte der Kammerpräsident. Die Landesregierung stehle sich bisher aus ihrer Verantwortung. Nur „alibimäßig Hausärzte, die Altenheime versorgen“ vordringlich zu impfen, reiche nicht.
Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der Kammer um einen Pädiater aus Michelstadt. Der 62-Jährige habe keine Vorerkrankungen gehabt, sagte Dr. Ingo Drehmer, Urologe und Sprecher der Odenwälder Ärztegenossenschaft der „Frankfurter Rundschau“. Angesteckt habe er sich demzufolge wohl im ärztlichen Bereitschaftsdienst.
Pinkowski weist darauf hin, dass der Kinderarzt bereits der dritte niedergelassene Arzt in Hessen sei, der an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben ist. Laut Kassenärztlicher Vereinigung stammen die beiden anderen Verstorbenen aus Nordhessen und Frankfurt.
FDP-Antrag auf höhere Priorisierung abgelehnt
Hessen impft bislang streng nach Impfverordnung des Bundes, die niedergelassenen Ärzten eine „hohe“ Priorität, also Stufe 2, aber nicht „höchste“ Priorität einräumt. Die FDP-Fraktion hatte jüngst einen Antrag in den hessischen Landtag eingebracht, Hausärzte in die oberste Kategorie hochzustufen. Dieser wurde allerdings am Donnerstagnachmittag im Sozialausschuss mit den Stimmen der Regierungsfraktionen CDU und Grüne sowie von Linken und AfD abgelehnt.
„Angesichts der Bedeutung des ambulanten Bereiches für die Behandlung der meisten COVID-Patienten habe ich kein Verständnis für die Verweigerung der dem Risiko entsprechenden Impfpriorisierung für die ambulanten Arztpraxen und ihrer Teams“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Liberalen, Yanki Pürsün.