Medienberichte
Niedersachsens Kammerpräsidentin schweigt zu Entlassung zweier Geschäftsführer
Die Landesärztekammer Niedersachsen weigert sich, Medienberichte zur angeblichen Entlassung zweier Geschäftsführer zu kommentieren. Manche sehen Kammerpräsidenten Wenker als eigentlich Verantwortliche.
Veröffentlicht:Hannover. Mehrere Zeitungen berichteten, aber die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) schweigt eisern. Den Presseberichten zufolge hat Kammerpräsidentin Dr. Martina Wenker ihren beiden Geschäftsführern den Stuhl vor die Tür gestellt. Es handelt sich um den Hauptgeschäftsführer Nils Frühauf (seit 2013 im Amt) und um den Geschäftsführer Ralf Noordmann (seit 2010 im Amt). Nach Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) hat Wenker die Kammerversammlung am Montag vor Ostern über die Entlassung informiert.
Niko Gerdau, Sprecher der ÄKN wollte keinen Fragen zum Thema beantworten und erklärte, die Kammer nehme aus arztrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht Stellung, wenn es um Personalangelegenheiten gehe.
Unterdessen schießen die Spekulationen ins Kraut. In fachlicher Hinsicht gebe es für die Personalentscheidungen Wenkers „viele gute Gründe“, ließ sich etwa Kai Boeddinghaus in der HAZ zitieren. Er ist Vorsitzender des Bundesverbandes für freie Kammern (BffK). So habe die Ärztekammer Niedersachsen im Streit um die Kammerbeiträge ein Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Lüneburg verloren. Hintergrund der Klage seien die hohen Rücklagen der Kammer gewesen. Der BffK spricht in einer Pressemitteilung von der „Anhäufung eines Millionenvermögens aus Mitgliedsbeiträgen.“
Niederlagen vor Gericht
In einem anderen Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg habe das Gericht laut Boeddinghaus der Ärztekammer aufgegeben, „für das Jahr 2019 genauer zu erklären, warum bei vorhandenen Barmitteln von mehr als 30 Millionen Euro noch eine Rücklage gebildet worden sei“, heißt es in der HAZ. Der Bffk-Chef habe hier von „Versagen auf allen Ebenen der Wirtschafts- und Verwaltungsleistung der Kammerleitung“, gesprochen, so die HAZ weiter.
Dafür seien aber nicht allein die Geschäftsführer verantwortlich, sondern auch die Präsidentin selbst, meinte Boeddinghaus in der HAZ. „Als allererste müsste eigentlich die Präsidentin Wenker zurücktreten“, sagte er. Denn sie hätte „in der Öffentlichkeit den zu teuren und überdimensionierten Neubau des Kammersitzes“ verteidigt.
In der Tat hatte der Landesrechnungshof zu hohe Kosten für den Neubau gerügt: etwa zu teure Baumaterialien oder zu viele Parkplätze. Der Bau kostete am Schluss fast 100 Millionen Euro und damit doppelt so viel wie anfangs geplant. (cben)