NRW
Smart Hospital: Wenn man wüsste, was man alles weiß
Nordrhein-Westfalen stellt 14,2 Millionen Euro für das neue Projekt „SmartHospital.NRW“ zur Verfügung. Konsortialführer ist das Universitätsklinikum Essen.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen nimmt Geld in die Hand, um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Krankenhäusern voranzubringen. Das Land stellt 14,2 Millionen Euro für das neue Projekt „SmartHospital.NRW“ zur Verfügung. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung und Erprobung verschiedener KI-Anwendungen mit dem Ziel, sie möglichst breit auszurollen.
Konsortialführer ist das Universitätsklinikum Essen, das mit 5,8 Millionen Euro den höchsten Förderbetrag erhalt. Beteiligt sind zudem die Fraunhofer-Institute für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) sowie für Digitale Medizin, die RWTH Aachen und die Technische Universität Dortmund.
„Wir wollen gemeinsam mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz das Krankenhaus von morgen entwickeln“, umschrieb der nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Digitalminister Professor Andreas Pinkwart (FDP) in einer virtuellen Pressekonferenz das „spannende Vorhaben“. Damit könne das Bundesland auf eine Spitzenposition in Deutschland und auf dem europäischen Gesundheitsmarkt gelangen, hofft er.
Showroom geplant
Natürlich sei das Krankenhaus wegen der dort arbeitenden Menschen auch heute schon intelligent, sagte Pinkwart. Man müsse aber lernen, die dort vorhandenen Daten besser zu nutzen. „Wenn unsere Krankenhäuser wüssten, was sie alles wissen, könnten sie ihre Arbeit in Zukunft noch wirksamer für die Menschen wahrnehmen.“
Zentrale Punkte sind für Pinkwart der Datenschutz und die Wahrung der Persönlichkeitsrechte. KI in der Medizin müsse dem Menschen nutzen. „SmartHospital.NRW“ zielt direkt auf die Verbesserung der Patientenversorgung, aber auch die Entlastung der Krankenhausmitarbeiter, die so wieder mehr Zeit für patientennahe Tätigkeiten bekommen, und die Entwicklung effizienterer Prozesse.
Zu den KI-Anwendungen, die in dem Projekt erarbeitet und erprobt werden sollen, gehören die intelligente Erstellung und Verarbeitung medizinischer Dokumente, die KI-gestützte Gesundheitsdatenanalyse zur Diagnostikunterstützung und der Einsatz von Sprachinterfaces zur kontaktlosen und damit sterilen Bedienung von Computern am Arbeitsplatz.
Showroom wird aufgebaut
„Wir werden in Essen einen Showroom aufbauen, in dem wir die Prototypen präsentieren und diskutieren“, kündigte Dr. Anke Diehl an, Chief Transformation Officer der Uniklinik Essen. Das Angebot richtet sich an andere Kliniken, interessierte Unternehmen und die breite Öffentlichkeit. Man müsse die Bürger informieren und ihnen die Angst vor der Technik nehmen, sagte sie.
„Daten ermöglichen es, neue intelligente, personalisierte und präzise medizinische Anwendungen zu entwickeln.“ Bei „SmartHospital.NRW“ gehe es nicht um isolierte Technik, sondern um die Entwicklung eines „Vorgehensmodells“, wie sich Krankenhäuser zum intelligenten Krankenhaus der Zukunft entwickeln können, erläuterte Diehl. Die Modelle müssten so konzipiert sein, dass man auch kleinere Kliniken mit auf den Weg nehmen kann.
„Es ist kein isoliertes Forschungsvorhaben mit universitären Partnern, sondern etwas, von dem alle Krankenhäuser profitieren können. „SmartHospital.NRW“ sei ein offenes Projekt. „Wir wollen das Krankenhauswesen als solches voranbringen“, so Diehl.
KI als Tausendsassa
KI in der Medizin habe ein enormes Potenzial, sagte Professor Stefan Wrobel, Leiter des Fraunhofer-Instituts IAIS. Nicht jedes Krankenhaus bringe dafür dieselben Voraussetzungen mit. „Wir werden die Kliniken dabei beraten, die Einsatzmöglichkeiten für KI aufzudecken und die Technik weiterzuentwickeln“, erläuterte er.
Wrobel sieht viele Einsatzmöglichkeiten von KI im diagnostischen Bereich und bei der Effizienzsteigerung. „Aber auch die Bedienung von Geräten im Patientenzimmer könnte ein leistungsfähiges Szenario sein.“ (iss)