Notfallmedizin
Weiterer Rettungshubschrauber für Sachsen-Anhalt wird abgelehnt
In Sachsen-Anhalt wird diskutiert, ob ein zusätzlicher Rettungshubschrauber angeschafft werden sollte. Die Krankenkassen senken aber bisher den Daumen.
Veröffentlicht:Magdeburg. Trotz des Ausbaus der A14 und einer Prüfempfehlung von Gutachtern wird die Anschaffung eines weiteren Rettungshubschraubers in Sachsen-Anhalt aktuell nicht forciert. Eine Prüfung der Rettungsdienstsituation im Norden des Landes sei zwar sinnvoll und man habe dazu auch Gespräche geführt, hieß es vom Innenministerium. Ein entsprechendes Gutachten dazu müssten aber die Krankenkassen in Auftrag geben.
Der Verband der Ersatzkassen teilte auf Anfrage mit, die Verteilung der Luftrettungsstandorte in Sachsen-Anhalt sei „angemessen und ausreichend“. Man müsse auch die Standorte in anderen Bundesländern berücksichtigen. „Alles andere wäre eine Betrachtung wie die eines Insel-Gutachtens, was für Sachsen-Anhalt aufgrund benachbarter Luftrettungsstandorte angrenzender Bundesländer unzutreffend wäre.“
Defizite in Kardiologie und Schlaganfallversorgung
Anfang April war in Magdeburg ein Gutachten zur Zukunft der Krankenhauslandschaft vorgestellt worden, das die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte. Empfohlen wurde unter anderem eine Prüfung, ob ein weiterer Hubschrauber im Norden des Landes die Versorgung deutlich verbessern könne, „insbesondere bei schweren und zeitkritischen Erkrankungen“.
In den Bereichen Kardiologie und Schlaganfallversorgung hatten die Experten Defizite festgestellt. Es würden zu viele Patientinnen und Patienten in Kliniken behandelt, die dafür nicht geeignet seien, weil beispielsweise die entsprechende Ausstattung fehle, so die Gutachter.
Für die Luftrettung stehen in Sachsen-Anhalt aktuell drei Rettungshubschrauber zur Verfügung: In Magdeburg und Landsberg je einer für Notfälle, in Landsberg zudem noch ein weiterer Hubschrauber, der auch für Verlegungen genutzt wird.
Kassen verweisen auf Nachbar-Bundesländer
Die aktuellen Genehmigungen der Luftrettung laufen zum Jahresende aus. Für die Neuvergabe wurde der Genehmigungszeitraum von sechs auf drei Jahre verkürzt. Innerhalb dieser Zeit solle geprüft werden, ob die Luftrettungsstandorte neu strukturiert werden müssten, teilten die AOK Sachsen-Anhalt und die IKK übereinstimmend mit.
Der Verband der Ersatzkassen, zu denen unter anderem die Techniker Krankenkasse und die Barmer gehören, verwies zudem darauf, dass der Norden Sachsen-Anhalts durch Standorte in Brandenburg, Perleberg, Uelzen und Wolfenbüttel mitversorgt wird. 97 bis 100 Prozent der Bevölkerung würden innerhalb von maximal 15 Minuten erreicht, hieß es. „Das reicht unseres Erachtens aus.“
Die SPD-Landtagsfraktion signalisiert dennoch Gesprächsbedarf. „Wir leben stark von fremden Hubschraubern“, sagte der innenpolitische Sprecher Rüdiger Erben. Wenn andere Länder Rettungshubschrauber reduzieren würden, könne das problematisch werden, so Erben. Deshalb müsse die Struktur in Sachsen-Anhalt hinterfragt werden. „Hier ist auch das für den Rettungsdienst zuständige Innenministerium gefordert.“ (dpa)