Notfallmedizin

Weiterer Rettungshubschrauber für Sachsen-Anhalt wird abgelehnt

In Sachsen-Anhalt wird diskutiert, ob ein zusätzlicher Rettungshubschrauber angeschafft werden sollte. Die Krankenkassen senken aber bisher den Daumen.

Veröffentlicht:
Ein Rettungshubschrauber der „DRF Luftrettung“ landet auf dem Brocken im Harz: Insgesamt drei Hubschrauber stehen aktuell für die Luftrettung zur Verfügung. Eine Erweiterung ist vorerst nicht vorgesehen, die Verteilung der Standorte soll in den kommenden drei Jahren überprüft werden.

Ein Rettungshubschrauber der „DRF Luftrettung“ landet auf dem Brocken im Harz: Insgesamt drei Hubschrauber stehen aktuell für die Luftrettung zur Verfügung. Eine Erweiterung ist vorerst nicht vorgesehen, die Verteilung der Standorte soll in den kommenden drei Jahren überprüft werden.

© Matthias Bein /dpa-Zentralbild / dpa

Magdeburg. Trotz des Ausbaus der A14 und einer Prüfempfehlung von Gutachtern wird die Anschaffung eines weiteren Rettungshubschraubers in Sachsen-Anhalt aktuell nicht forciert. Eine Prüfung der Rettungsdienstsituation im Norden des Landes sei zwar sinnvoll und man habe dazu auch Gespräche geführt, hieß es vom Innenministerium. Ein entsprechendes Gutachten dazu müssten aber die Krankenkassen in Auftrag geben.

Der Verband der Ersatzkassen teilte auf Anfrage mit, die Verteilung der Luftrettungsstandorte in Sachsen-Anhalt sei „angemessen und ausreichend“. Man müsse auch die Standorte in anderen Bundesländern berücksichtigen. „Alles andere wäre eine Betrachtung wie die eines Insel-Gutachtens, was für Sachsen-Anhalt aufgrund benachbarter Luftrettungsstandorte angrenzender Bundesländer unzutreffend wäre.“

Defizite in Kardiologie und Schlaganfallversorgung

Anfang April war in Magdeburg ein Gutachten zur Zukunft der Krankenhauslandschaft vorgestellt worden, das die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte. Empfohlen wurde unter anderem eine Prüfung, ob ein weiterer Hubschrauber im Norden des Landes die Versorgung deutlich verbessern könne, „insbesondere bei schweren und zeitkritischen Erkrankungen“.

In den Bereichen Kardiologie und Schlaganfallversorgung hatten die Experten Defizite festgestellt. Es würden zu viele Patientinnen und Patienten in Kliniken behandelt, die dafür nicht geeignet seien, weil beispielsweise die entsprechende Ausstattung fehle, so die Gutachter.

Für die Luftrettung stehen in Sachsen-Anhalt aktuell drei Rettungshubschrauber zur Verfügung: In Magdeburg und Landsberg je einer für Notfälle, in Landsberg zudem noch ein weiterer Hubschrauber, der auch für Verlegungen genutzt wird.

Kassen verweisen auf Nachbar-Bundesländer

Die aktuellen Genehmigungen der Luftrettung laufen zum Jahresende aus. Für die Neuvergabe wurde der Genehmigungszeitraum von sechs auf drei Jahre verkürzt. Innerhalb dieser Zeit solle geprüft werden, ob die Luftrettungsstandorte neu strukturiert werden müssten, teilten die AOK Sachsen-Anhalt und die IKK übereinstimmend mit.

Der Verband der Ersatzkassen, zu denen unter anderem die Techniker Krankenkasse und die Barmer gehören, verwies zudem darauf, dass der Norden Sachsen-Anhalts durch Standorte in Brandenburg, Perleberg, Uelzen und Wolfenbüttel mitversorgt wird. 97 bis 100 Prozent der Bevölkerung würden innerhalb von maximal 15 Minuten erreicht, hieß es. „Das reicht unseres Erachtens aus.“

Die SPD-Landtagsfraktion signalisiert dennoch Gesprächsbedarf. „Wir leben stark von fremden Hubschraubern“, sagte der innenpolitische Sprecher Rüdiger Erben. Wenn andere Länder Rettungshubschrauber reduzieren würden, könne das problematisch werden, so Erben. Deshalb müsse die Struktur in Sachsen-Anhalt hinterfragt werden. „Hier ist auch das für den Rettungsdienst zuständige Innenministerium gefordert.“ (dpa)

Mehr zum Thema

Nach dem Anschlag

Uniklinik Magdeburg kehrt zum Normalbetrieb zurück

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener