Protestaktion in Frankfurt

Wider die Sparpolitik, für mehr Anerkennung

Klare Ansage auf dem Frankfurter Römerberg: „Lauterbach vernichtet Facharztpraxen“ hieß es am Mittwoch bei einer Protestveranstaltung, zu der Ärzteverbände aufgerufen hatten.

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Gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung: Am Mittwoch (15.02.2023) versammelten sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, MFA und sämtliche Berufsverbände zum vierten Protesttag in Hessen.

Gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung: Am Mittwoch (15.02.2023) versammelten sich zahlreiche Ärztinnen und Ärzte, MFA und sämtliche Berufsverbände zum vierten Protesttag in Hessen.

© sam

Frankfurt. Am Mittwoch sind mehr als 1000 Menschen einem Protestaufruf von hessischen Ärzteverbänden gefolgt und haben auf dem zentralen Römerberg in Frankfurt demonstriert. Der Hausärzteverband Hessen (HÄVH) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hatten unter dem Motto „Wir sehen schwarz für die Zukunft ihrer Versorgung“ dazu aufgerufen.

Bereits im Oktober, November und Januar hatten hessische Hausärztinnen und Hausärzte gegen die Sparpolitik der Bundesregierung demonstriert. Zahlreiche Berufsverbände schlossen sich am Mittwoch dem Protest an, darunter der Verband der medizinischen Fachberufe (VMF) und der Dachverband hessischer Ärztenetze, Hessenmed.

Im Vordergrund standen die gefährdete Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die Abschaffung der Budgetierung, fehlende Medizinstudienplätze und die Rolle der MFA. Zum Auftakt verdeutlichte Dr. Ralf Moebus, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, die Folgen des Pädiatermangels: „Wir können unsere Praxis nicht mehr so aufstellen und unsere Patienten versorgen, wie wir das möchten“, sagte der Pädiater aus Bad Homburg.

Verantwortlich ist aus seiner Sicht die Politik. „Ständige Missachtung und Geringschätzung medizinischer Leistungen im ambulanten Sektor führen zu hoher Unzufriedenheit. Schon heute überlegen sich Praxisinhaber, vorzeitig ihre Tätigkeit einzustellen, Leistungen nicht mehr anzubieten oder im schlechtesten aller Fälle den Beruf zu wechseln“, so Moebius. Er forderte eine Entbudgetierung der erbrachten Leistungen sowie die Schaffung von mehr Medizinstudienplätzen.

Immer mehr Vertragsärzte geben ohne Nachfolger auf

Für Missmut sorgte die fehlende Anerkennung der Leistung insbesondere ambulanter Ärztinnen und Ärzte. „Kliniken, Kinderärzte, Hausärzte, alle arbeiten am Limit, weil die Politik die Pflegekräfte honoriert und uns vergisst“, sagte Dr. Christian Sommerbrodt, Hausarzt aus Wiesbaden.

Aus seiner Sicht werden ambulante Praxen „seit 20 Jahren an die Wand gefahren“. Als Folge gäben immer mehr Niedergelassene ohne einen Nachfolger ihre Praxen auf. Die Politik verspiele die Zukunft der medizinischen Versorgung, hieß es.

Der Verband der medizinischen Fachberufe sind ebenfalls auf dem Protest vertreten: „Wir sehen erheblich die ambulante Regelversorgung in Gefahr und wir haben Sorge für den Erhalt unserer Arbeitsplätze."

Der Verband der medizinischen Fachberufe sind ebenfalls auf dem Protest vertreten: „Wir sehen erheblich die ambulante Regelversorgung in Gefahr und wir haben Sorge für den Erhalt unserer Arbeitsplätze."

© sam

„Wir sind ein Team“, begann Ingrid Gerlach, Bundesvorsitzende des Verbands der medizinischen Fachberufe, ihre Rede – und erntete Applaus. Gerlach verwies auf den Fachkräftemangel und setzte sich insbesondere für mehr Sichtbarkeit der MFA ein. „Das Limit ist für die MFA bereits überschritten“, betonte sie. Mehrere Redner betonten: „Wer ist der Verlierer der Budgetierung der Kassenärzte? Immer der Patient“.

Lothar Born, Kardiologe und Vorsitzender des Hartmannbunds in Hessen, erinnerte seine Kolleginnen und Kollegen daran, dass es Zeit sei, auch auf die eigene Gesundheit zu achten. „Wir sollten uns darauf verständigen, dass wir das tun, was vernünftig honoriert wird und ansonsten sollten wir an unsere eigene Gesundheit denken“, sagte der Kardiologe. (sam)

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