HIV
Aids-Hilfe fordert mehr Solidarität ein
Vor allem in Osteuropa und Zentralasien liegt für HIV-positive Menschen noch vieles im Argen. Hier sei Unterstützung gefragt, mahnt die Aids-Hilfe.
Veröffentlicht:BERLIN. Zum Abschluss der Aids-Konferenz in Amsterdam hat die Deutsche Aids-Hilfe zu mehr Solidarität mit HIV-positiven Menschen in Osteuropa und Zentralasien aufgerufen. Zudem solle mehr Geld für die Prävention bereitgestellt werden, heißt es in einer Mitteilung der Organisation vom Freitag. "Wir haben alle Mittel, die HIV-Epidemie dauerhaft in den Griff zu bekommen und Aids zu beenden. Aber zu viele Menschen sind von Prävention und Behandlung ausgeschlossen. Viele Menschen infizieren sich, erkranken und sterben, weil die Verantwortlichen zu wenig tun", kritisiert Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe.
Kooperationen sind wichtig
Die Hindernisse seien politische Blockaden gegen wirksame Prävention sowie eine Unterfinanzierung der wirksamen Maßnahmen. Auch Deutschland könne und müsse mehr beitragen, der feindseligen Politik gegenüber den stigmatisierten Menschen etwas entgegenzusetzen, fordert Warminsky. So könnten beispielhafte Kooperationen mit Organisationen in Osteuropa ausgebaut werden, um Erfolgsmodelle der Prävention in der Region zu etablieren und zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort zu stärken. Denn gerade wo HIV am stärksten wüte, werde die Finanzierung kompetenter Organisationen zurückgefahren und sie würden bei der Arbeit behindert.
Mit mehr Geld könne der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) unter anderem dafür sorgen, dass mehr als nur 60 Prozent der HIV-positiven Menschen weltweit die lebensrettenden Medikamente erhielten. "Der bisherige Etat ist zu niedrig, und immer wieder bleiben Länder zugesagte Mittel schuldig", kritisiert Warminsky. Der Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS fehlten allein für das laufende Jahr 58 Millionen Dollar. Das gefährde unverzichtbare Aktivitäten der Organisation.
Präventionslücken in Deutschland
"Eine Verdopplung unserer Beiträge zum Globalen Fonds und für UNAIDS ist das Mindeste", so Warminsky. Weniger sei angesichts der Wirtschaftskraft Deutschlands nicht angemessen. Als reiches Land müsse Deutschland vorangehen.
Nach Angaben der Deutschen Aids-Hilfe zahlt Deutschland zurzeit 267 Millionen Euro pro Jahr in den Globalen Fonds ein. UNAIDS werde mit fünf Millionen Euro pro Jahr gefördert und dieser Betrag stehe immer wieder zur Disposition.
Warminsky sieht auch Präventionslücken in Deutschland. Davon betroffen seien vor allem Randgruppen. Um diese Lücken zu schließen, brauche Deutschland eine reguläre anonyme Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltspapiere. Sie nähmen aus berechtigter Sorge um Abschiebung häufig keine medizinische Hilfe in Anspruch, bis sie lebensbedrohlich erkrankten. Zudem sollten Drogenkonsumräume auch in den zehn Bundesländern eingerichtet werden, die bisher keine rechtliche Möglichkeit dafür geschaffen hätten. Warminsky fordert auch den Zugang zu sauberen Spritzen und Konsumutensilien für Gefangene. Diese Maßnahme sei in Freiheit Standard, um Infektionen zu vermeiden.
In Deutschland sei es wichtig, weiter für die selbstverständliche Akzeptanz von Menschen mit HIV einzutreten. Diskriminierung mache krank und schrecke die Menschen davon ab, sich testen zu lassen. Sie sei bei uns das größte Problem im Leben mit HIV. Im Gesundheitswesen, im Erwerbsleben und aber auch im sozialen Umfeld.
Die Deutsche Aids-Hilfe habe in Amsterdam ihre Aktivitäten gegen Diskriminierung im Gesundheitswesen vorgestellt, berichtet Warminsky. Dazu gehöre vor allem das Projekt Praxis Vielfalt, das ein Fortbildungscurriculum und Gütesiegen für diskriminierungsfreie Arztpraxen enthalte.
Sehr positiv bewertet die Aids-Hilfe die angekündigte Kassenfinanzierung der HIV-Prophylaxe PrEP. Hier werde eine Lücke geschlossen.
Medizinisch habe die Aids-Konferenz keine Durchbrüche gebracht, aber es seien einige Fortschritte deutlich geworden. So hätten die Ergebnisse der Partner-2-Studie die Schutzwirkung der HIV-Therapie auch beim Analverkehr unter Männern bewiesen. (eb)