Ästhetisch-plastische Chirurgie
Corona lässt immer mehr Falten verschwinden
Bei ästhetisch-plastischen Eingriffen hat die Pandemie für zwei entgegengesetzte Trends gesorgt. Das zeigt der Bericht der Internationalen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie für 2020.
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Immer mehr Patienten wünschen in Zeiten pandemiebedingter Videokonferenzen eine Botulinumtoxinbehandlung zur Optimierung ihres Äußeren.
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West Lebanon. Im ersten Pandemiejahr haben sich auf dem Feld der ästhetisch-plastischen Chirurgie zwei entgegengesetzte Entwicklungen vollzogen.
Wie aus den jetzt veröffentlichten Jahresstatistik für 2020 der Internationalen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (International Society of Aesthetic Plastic Surgery /ISAPS) hervorgeht, verzeichneten die Fachärzte einen Rückgang bei operativen Eingriffen um 10,9 Prozent gegenüber Vorjahr auf insgesamt rund 10,13 Millionen. Bei den nicht-operativen respektive minimalinvasiven Eingriffen hingegen stieg die Nachfrage um 5,7 Prozent auf 14,4 Millionen.
Beides zusammen ergibt für 2020 eine Steigerung bei ästhetisch-plastischen Behandlungen von 7,4 Prozent weltweit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Daten beruhen laut ISAPS auf Angaben von knapp mehr als 1000 Mitgliedern sowie den nationalen ästhetisch-plastischen Gesellschaften. 77,8 Prozent der Chirurgen weltweit schlossen 2020 laut ISAPS vergangenes Jahr pandemiebedingt zumindest vorübergehend ihre Praxen.
Für Dr. Arturo Ramirez-Montañana, Vorsitzender des ISAPS-Ausschusses für globale Umfragen, lassen sich die gegenläufigen Trends durchaus erklären: „Dieser Abwärtstrend deckt sich mit den Ergebnissen unserer Umfrage, die eine geringere Patientennachfrage aufgrund von Sicherheits- und finanziellen Bedenken während der COVID-19-Pandemie ergab. Gleichzeitig haben viele von uns einen Anstieg der Nachfrage erlebt, der auf die größere Flexibilität der Patienten, die Möglichkeit einer privateren Erholung und, insbesondere bei Eingriffen im Gesicht, auf den so genannten ‚Zoom-Effekt‘ zurückzuführen ist.“ Dies habe die Auswirkungen von COVID-19 auf die Gesamtverfahren begrenzt.
Corona schreckt Medizintouristen nicht ab
Dasselbe Verständnis der Krisenentwicklung hat auch Dr. Harald Kaisers, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-plastische Chirurgie (DGÄPC), wie er Ende Oktober im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ darlegte.
Bemerkenswert ist, dass die ästhetisch-plastischen Chirurgen weltweit trotz teils strenger Lockdowns und Reisebeschränkungen in den Quell-, aber auch den Zielländern von Medizintouristen einen weiterhin hohen Anteil an Patienten verzeichnen konnten, die für einen Eingriff in das jeweilige Land reisten.
So verzeichneten die Einrichtungen in Mexiko, die ästhetisch-plastische Eingriffe anbieten, im Schnitt 28,2 Prozent an Medizintouristen. Für die Türkei wird ein Wert von 25,8 Prozent ausgewiesen, 21,8 Prozent für Kolumbien und für Thailand 20,9 Prozent. Spanien reiht sich mit 14,8 Prozent auf dem fünften Platz ein. Auch im pandemiegebeutelten Italien belief sich der Anteil auf 9,6 Prozent, Deutschland kam auf 11,7 Prozent.
Deutschland weltweit auf Rang drei
Im Gesamtranking der 2020 erbrachten ästhetisch-plastischen Behandlungen dominieren die USA deutlich mit einem Löwenanteil von 19 Prozent. An zweiter Stelle folgt Brasilien mit 7,9 Prozent, Deutschland kommt mit 4,7 Prozent auf Rang drei, gefolgt von Japan mit 4,3, Prozent, der Türkei (3,9 Prozent), Mexiko und Argentinien (je 3,5 Prozent), Italien (3,4 Prozent), Russland (2,5 Prozent) und Indien (2,1 Prozent).
Die weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe blieben im Jahr 2020 unverändert: Brustvergrößerungen machten 16 Prozent aller Eingriffe aus, Fettabsaugungen 15,1 Prozent, Augenlidoperationen 12,1 Prozent, Nasenkorrekturen 8,4 Prozent und Bauchstraffungen 7,6 Prozent (siehe nachfolgende Grafik.
Die fünf wichtigsten nicht-chirurgischen oder minimalinvasiven Eingriffe blieben ebenfalls unverändert. Hier führt Botulinumtoxin mit 43,2 Prozent vor der Hyaluronsäure (28,1 Prozent), Haarentfernung (12,8 Prozent), der nicht-chirurgischen Fettreduktion (3,9 Prozent) und der Fotoverjüngung (3,6 Prozent).