Mediziner machen Musik
"Echte Ärzte" on stage
Sie sind Solisten und Teamplayer, Traditionalisten und Erneuerer: Acht Mediziner aus Berlin vereint die Liebe zur Musik - und die wollen sie mit Freunden, Fans und Patienten teilen.
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"Echte Ärzte" haben Spaß - und auf der Bühne geht die Post ab.
© Cem Guennes
BERLIN. Sie nennen sich "Echte Ärzte", sind chronisch heiter und stehen akut unter Strom. "Echte Ärzte spielen Musik zum Abhotten", sagt Professor Bodo Niggemann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Pneumologie und Immunologie an der Universitätskinderklinik Charité.
Er ist Schlagzeuger der Band, Schatzmeister und Sekretär, zudem verwaltet er das Archiv der "Echten Ärzte" - falsch - das Archiv von "Echte Ärzte", denn der Name der Combo sei unbeugbar.
"Wir sind eine demokratisch geführte Band", erklärt der Pädiater, in der es weder Bandleader noch Manager gibt und in der jedes Mitglied auch jenseits der Bühne Aufgaben übernehme. Dr. Akosua Sarpong, Assistenzärztin an der Charité, ist beispielsweise für die Choreografie und das Bühnenoutfit verantwortlich, während ihre Kollegin Dr. Nina Blümchen das jährliche Weihnachtskonzert gestaltet.
Beide sind Sängerinnen der Band und arbeiten, wie die meisten ihrer Bandkollegen auch, in der Pädiatrie.
Unterstützt werden sie von Dr. Markus Schmitt, der am Evangelischen Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow als Chefarzt der Pädiatrie tätig ist und in der Band Bass spielt, und von Dr. Thomas Schnellbacher, der in Potsdam eine Kinderarztpraxis betreibt, dritter Sänger der Band ist und als Perkussionist den Rhythmus verstärkt.
Weitere "Echte Ärzte" sind Dr. Arpad von Moers, Chefarzt der Kinderklinik an den DRK-Kliniken im Berliner Westend und Saxofonist der Band, Dr. Stefan Neuber, niedergelassener Internist, der die Keyboards bedient, und Professor Thomas Lempert, Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Schlosspark-Klinik, Gitarrist und zuständig für Arrangements und das Live-Programm.
Die Gründungsmitglieder der Band - Niggemann, von Moers, Blümchen und Schmitt - fanden sich bereits im November 1999 zusammen, damals noch unter dem Namen "The Cytokines", die sich bald darauf in die "Restless Legs" und "Dancing Patellas" verwandelten, bis im April 2005 zum ersten Mal "Echte Ärzte" auftraten.
Ärzte ohne musikalische Grenzen
Einmal pro Woche treffen sich die Bandmitglieder in einem Kellerraum der Charité zum Proben - so zumindest die Theorie - "denn versuchen Sie mal, acht Ärzte unter einen Hut zu bekommen", gibt Niggemann zu bedenken, der mit 61 Jahren der älteste "Echte Arzt" ist und "Jimi Hendrix schon live gesehen" hat, aber das war in einem anderen Jahrtausend.
Vier bis sechs Mal pro Jahr treten "Echte Ärzte" auf, auch auf Kongressen und weiteren medizinischen Veranstaltungen. Absoluter Höhepunkt ist das jährliche Weihnachtskonzert im Astra Kulturhaus in Berlin, zu dem in den letzten vier Jahren jeweils 1000 Zuhörer kamen.
Die Einnahmen aus diesen Konzerten kommen verschiedenen Hilfsorganisationen oder Initiativen zugute, in der Vergangenheit etwa der Berliner Kältehilfe für Obdachlose, einem Frühinterventionsprojekt für Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum und dem Behandlungszentrum für Folteropfer. Auch das Berliner Kinderschutzzentrum konnte sich über eine Spende von 4000 Euro freuen.
Was es von "Echte Ärzte" nie geben wird: Songs aus der Konserve! "Unsere Musik lebt vom Spaß und der Live-Atmosphäre", sagt Bodo Niggemann. "Und von der Improvisation." Sie soll vom Ohr direkt in die Beine gehen.
Ob Schlager ("Ich will keine Schokolade" von Trude Herr), Rock ("Brain Damage" von Pink Floyd), Hardrock ("Easy Living" von Uriah Heep), Pop ("Baby Love" von den Supremes), Soul ("I Feel Good" von James Brown), oder Country ("Thank God I'm A Country Boy" von John Denver) - "Echte Ärzte" kennen keine musikalischen Grenzen. "Uns muss man erlebt haben!", sagt Niggemann.