Fall Timoschenko
Einhäupl will verhandeln
Erneut reist ein Ärzteteam der Berliner Charité in die Ukraine. Dort wollen sie die Behandlung der Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko fortsetzen. Mit im Gepäck eine vierseitige Erklärung.
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Julia Timoschenko: Am Montag kommt Besuch aus Berlin.
© Litauische Staatskanzlei / dpa
NEU-ISENBURG/BERLIN (dpa/bee). Der Chef der Berliner Charité, Professor Karl Max Einhäupl, wird gemeinsam mit zwei Kollegen erneut in die Ukraine reisen und die inhaftierte Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko besuchen.
Laut Medienberichten hat Einhäupl den ukrainischen Behörden Versäumnisse bei der Behandlung der Ex-Regierungschefin vorgeworfen.
Timoschenko sei wegen ihres Bandscheibenvorfalls überhaupt erst seit Mai durch die deutschen Ärzte behandelt worden, schreibt Einhäupl nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Süddeutschen Zeitung" in seiner vierseitigen Erklärung.
Darin nimmt er Stellung zu den Vorwürfen des ukrainischen Gesundheitsministeriums und ukrainischer Ärzte, die deutschen Kollegen hätten die Behandlung Timoschenkos (51) verschleppt und bisher ergebnislos behandelt.
Die Erklärung will Einhäupl am Montag den ukrainischen Behörden überreichen. Laut "Süddeutscher Zeitung" hoffe der Charité-Chef auch auf eine Aussprache mit der ukrainischen Gesundheitsministerin.
Umgang mit den Kollegen "respektvoll"
Auch die Meldung ukrainischer Medien vom Freitag, die Behandlung sei abgeschlossen, wies Einhäupl zurück.
Die Therapie Timoschenkos habe die erwarteten Fortschritte gemacht, sagte Einhäupl der "FAZ".
Laut "Süddeutscher Zeitung" können die Ärzte mit der Patientin nicht alleine sprechen, das 20 Quadratmeter große Krankenzimmer werde ständig mit drei Video-Kameras überwacht, außerdem gebe es fünf Rauchmelder an der Decke.
"Auch hinterfragt Frau Timoschenko die ständige Präsenz einer weiteren Gefangenen im Krankenzimmer". Einhäupl hatte sich bereits im Mai im Interview mit der "Ärzte Zeitung" skeptisch gezeigt, ob Timoschenko in der Ukraine angemessen versorgt wird.
Die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Ärzten des Krankenhauses Nummer 5, in dem die Ex-Regierungschefin liegt, beschreiben die deutschen Ärzte als "äußerst respektvoll und kollegial".