Italien
Erdbeben verwüstet Dörfer
Eingestürzte Häuser, Menschen, die aus Trümmern gezogen werden, Spürhunde, Tränen, Verzweiflung:. Ein schweres Erdbeben erschüttert Italien.
Veröffentlicht:Nach dem verheerenden Erdbeben in Zentralitalien rechnet das Deutsche Rote Kreuz mit schwierigen Bergungsarbeiten. Häuser stünden an Hängen und Bergflanken, sagte der Leiter der bayerischen Bergwacht, Klemens Reindl, am Mittwoch der dpa. "Das heißt, die Rettungskräfte bewegen sich in einem Umfeld, das nicht nur durch Trümmer schwierig ist, sondern auch durch das Gelände, das teilweise eben abrutsch- oder absturzgefährdet ist."
Für die Hilfskräfte vor Ort gehe es derzeit darum, die Verletzten zu versorgen und Verschüttete zu bergen. Bei dem schweren Erdbeben sind auch Krankenhäuser beschädigt worden. Die Patienten aus dem kleinen Hospital in der besonders betroffenen Ortschaft Amatrice müssten woanders hingebracht werden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.
Beschädigte Krankenhäuser
Auch in anderen Orten der Region wurden am Mittwoch beschädigte Krankenhäuser und Seniorenheime geräumt. In Amatrice versuchten die Helfer laut Ansa, sechs Menschen aus einem meterhohen Trümmerberg zu retten. Der Bürgermeister befürchtet Tote. Es herrsche Chaos: "Es ist ein Drama", sagte er.
Bis nach Rom und die Adria-Küste waren die Erdstöße in der Nacht zu Mittwoch zu spüren. Die Angaben zur Stärke des Bebens schwanken zwischen 6 und 6,2.
Im Zentrum des Bebens: Die Dörfer Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto. Dort sieht es aus wie nach einem Bombenangriff, Trümmer, Staub, eingerissene Häuser. Von mindestens 63 Toten ist die Rede. Die Zahl steigt kontinuierlich. Kinder werden vermisst, ein wenige Monate altes Baby kann nur tot geborgen werden.
Alle Häuser unbewohnbar
Nicht weit von hier ereignete sich 2009 das fatale Erdbeben von L'Aquila, bei dem mehr als 300 Menschen gestorben sind. Es hatte die gleiche Stärke wie das jetzige. "Das, was wir in L'Aquila vor Jahren gesehen haben, ist nun hier geschehen", sagte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi. "Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor." Ein Einwohner, Marco, erzählte Reportern vor Ort: "Ich habe durch ein Wunder überlebt. Ich bin gerade aufgestanden, als alles eingestürzt ist. Zehn Sekunden haben gereicht, um alles zu zerstören."
Der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci berichtet mit zitternder Stimme, kein einziges Haus sei mehr bewohnbar. Die Bausubstanz ist marode. Die Häuser sind teils Jahrhunderte alt - und stürzten bei den schweren Erdstößen in sich zusammen wie Kartenhäuser.
Journalisten vor Ort sprachen von "apokalyptischen Szenen", Helfer schaufelten mit bloßen Händen die Trümmer zur Seite, um Überlebende zu finden. Die Retter kommen schwer zu den betroffenen Orten - Straßen sind blockiert, Brücken einsturzgefährdet.
Genauso schlimm sieht es in Pescara del Tronto aus. Hier sind mehrere Tote zu beklagen, eine Familie mit zwei kleinen Kindern wurde verschüttet. "Es war schrecklich. Mein Mann ist mit meiner Tochter aus dem Fenster gesprungen, um sie zu retten", erzählte eine Frau. Mitten in der Nacht wurden die Bewohner aus dem Schlaf gerissen. Selbst im mehr als 150 Kilometer entfernten Rom schwankten die Böden, Bewohner liefen auch dort nach draußen. Immer wieder wackelte es, starke Nachbeben richteten weiteres Unheil an. Auch in Ancona, Bologna und selbst in Neapel war das Beben zu spüren, hieß es am Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV). In 1997 gab es auch schon mal ein schweres Erdbeben ganz in der Nähe. Zwölf Menschen kamen ums Leben.
Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzusehen. Von mindestens 63 Toten wusste man am Montagnachmittag. Der Chef des Zivilschutzes sagt, es bestehe Hoffnung, dass nicht so viele Tote wie in L'Aquila zu beklagen sein werden. sollen zwei Zeltstädte in den Orten Pescara und Arquata del Tronto aufgebaut werden.
Nach ersten Schätzungen sind mehrere tausend Menschen ohne Unterkunft. Neben vielen Häusern mussten auch eine Behinderteneinrichtung sowie ein Altenheim geräumt werden. (dpa)