Kinderreport 2021
Etwa jeder achte Jugendliche hat Erfahrung mit digitaler Mediensucht
Daddeln am PC, chatten am Tablet, einkaufen via App: Digitale Medien gehören zum Alltag junger Menschen dazu. In der Corona-Pandemie ist die Nutzungsdauer deutlich gestiegen.
Veröffentlicht:Berlin. Kinder und Jugendliche haben im Corona-Jahr 2020 deutlich häufiger digitale Medien genutzt als davor. Die Nutzungsdauer sei im Schnitt um 26 Prozent gestiegen – von gut 200 auf knapp 260 Minuten pro Tag, sagte die Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Juliane Seifert (SPD), bei der Vorstellung des Kinderreports 2021 am Donnerstag in Berlin. Die Studie des Deutschen Kinderhilfswerks widmet sich dieses Jahr schwerpunktmäßig dem Thema Mediensucht.
Es könne nicht allein Aufgabe der Eltern sein, ihre Kinder vor exzessiver Mediennutzung zu schützen, betonte Seifert. Auch Anbieter stünden in der Verantwortung. Mit dem neuen Jugendschutzgesetz seien die Hersteller zu Vorsorgemaßnahmen verpflichtet worden. Konkret könnten das Altersbeschränkungen bei Angeboten mit Suchtrisiken, oder technische Voreinstellungen für begrenzte Nutzungszeiten sein.
Laut einer Umfrage für den Report haben bereits zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen Erfahrungen mit Mediensucht gemacht. Die Frage, ob es im Freundes- oder Familienkreis bei Kindern unter 14 Jahren Erfahrung damit gibt oder gab, bejahen 15 Prozent. Weitere 14 Prozent sagen, dies bei Jugendlichen ab 14 Jahren festgestellt zu haben. Befragt wurden insgesamt 1692 Personen – 669 Kinder und Jugendliche sowie 1023 Erwachsene.
Auch Ärzte in der Verantwortung
90 Prozent der Kinder und Jugendlichen halten es demnach für sinnvoll, das Thema Mediensucht verstärkt an Schulen zu behandeln. Zudem sprechen sich 84 Prozent dafür aus, dass Medien, die süchtig machen können, entsprechend gekennzeichnet sind.
Gut 60 Prozent schreiben der Politik Verantwortung zu, Mediensucht entgegenzuwirken. 44 Prozent sehen diese bei Ärzten und medizinischen Einrichtungen.
Der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, forderte eine „ausgewogene Debatte“, wann Mediennutzung nicht mehr als gesund gelten könne und welche Hilfen junge Menschen und Familien bräuchten. „Panikmache“ helfe nicht weiter. Professionelle Beratung und Hilfe zum Thema Mediensucht seien auszubauen. Damit erst gar kein Therapiebedarf entstehe, müsse in der Schule allen Kindern der Umgang mit Medien vermittelt werden. (hom)