„Gesundheit braucht Klimaschutz“
Ärzte protestieren beim globalen Klimastreik mit
Die Folgen der Klimakrise erleben viele Mediziner in Klinik und Praxis schon jetzt. Zusammen mit Fridays for Future forderten Ärztevertreter daher am Freitag den raschen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Aber auch ein tragfähiges Konzept, um die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise künftig besser bewältigen zu können.
Veröffentlicht:Dresden / Berlin. Knapp 2000 Menschen sind am Freitag beim globalen Klimastreik der Bewegung Fridays for Future (FFF) in Dresden auf die Straße gegangen.
„Schon jetzt kosten die Folgen der Klimakrise weltweit Millionen von Menschen ihre Lebensgrundlagen und schon längst ist sie auch hier sichtbar: Waldbrände, Hitzewellen, extreme Dürren und Starkregen im Wechsel“, hatten Vertreter von FFF für die Demonstration mobilisiert, die von anderen Initiativen – etwa der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) sowie Health4Future, unterstützt wurde.
„Je länger wir nichts tun oder viel zu wenig tun, desto größer werden die Schäden. Aber das heißt auch: Wann immer wir anfangen, wirklich gravierend etwas zu tun, können wir noch Schlimmeres verhindern.“
Bei der Auftaktkundgebung auf dem Dresdner Postplatz sprach auch Ärztin Lotte Kramer vom Universitätsklinikum Dresden. Sie engagiert sich in der Initiative „Health4Future“. „Als Mitarbeitende im Gesundheitswesen ist es unsere Verantwortung, Gesundheit zu schützen und auf Risiken aufmerksam zu machen. Wenn Gesundheit bedroht ist, dann handeln wir (...) Denn: Unsere Erde hat Fieber!“
Hitzerekorde, wie sie in diesem Jahr auf der ganzen Welt gebrochen wurden, seien nicht nur Zahlen auf einem Thermometer. „Hitzewellen führen zu Dehydrierung, Hitzschlag und können sogar lebensbedrohlich sein. Sie beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit von älteren Menschen, sondern auch die unserer Kinder und Jugendlichen.“
Dresdner Klinikärztin: Mehr Patienten mit akutem Hitzestress
Kramer berichtete von ihrem Klinikalltag: „Ich habe im letzten halben Jahr in der Notaufnahme des größten Dresdner Krankenhauses unzählige Menschen gesehen, die sich mit akutem Hitzestress vorgestellt haben, die akute medizinische Notfälle waren, weil sich ihr Körper nicht schnell genug an die hohen Temperaturen adaptieren konnte oder sie hitzebedingte sofort behandlungsbedürftige Verschlechterungen von psychischen Erkrankungen erlitten.“
Die Erwärmung der Erde habe bereits heute negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, auf Körper und Geist. „Wir erlebten in diesem Jahr wieder weltweit extreme Wetterereignisse, die uns mit Nachdruck daran erinnern, dass der Klimawandel real und unmittelbar ist.“
„Wir brauchen sofortige Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine verstärkte Förderung erneuerbarer Energien“, so die Ärztin. Es gelte Wälder zu schützen und sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einzusetzen. „Wir müssen in die Forschung investieren, um bessere Lösungen für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit zu finden.“
In Deutschland könnten durch ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen bis 2040 mehr als 100.000 frühzeitige Todesfälle vermieden werden.
Auch der Marburger Bund (MB) forderte am Freitag in einer Mitteilung „tatkräftiges Handeln“, um einer weiteren Erderwärmung entgegenzuwirken. Der MB unterstütze die Forderungen nach einem raschen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, wie sie auch KLUG vorab gefordert hatte. Der globale Klimastreik führe den politisch Handelnden vor Augen, dass es keine Zeit mehr zu verlieren gibt, heißt es in der Mitteilung.
Hitzeschutzpläne allein reichen nicht
Schon der 125. Deutsche Ärztetag 2021 habe konkrete Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit vor den Folgen des Klimawandels gefordert und zugleich an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen appelliert, die notwendigen Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis zum Jahr 2030 zielstrebig, konsequent und zeitnah anzugehen. Die Delegierten forderten damals zudem ein Tempolimit von maximal 130 km/h auf Autobahnen sowie zur weiteren CO2-Reduktion Tempobegrenzungen in allen bewohnten Regionen.
Hitzeschutzpläne seien ein erster Schritt, so die MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna. „Sie sind aber letztlich nur ein Baustein in einem umfassenderen Konzept zur Bewältigung von vermehrt auftretenden gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.“
Auch in anderen Städten wie Berlin, Freiburg oder Frankfurt am Main gingen die Menschen am Freitag für mehr Klimaschutz auf die Straße. (dpa/eb)